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Nicäno-Konstantinopolitanum
Das Nicäno-Konstantinopolitanum ist eines der wichtigsten Glaubensbekenntnisse des Christentums, das oft in der Liturgie Verwendung findet, wo es (nicht korrekt) als Nicänisches Glaubensbekenntnis (lateinisch fides Nicaena) bezeichnet wird. Die römisch-katholische Kirche nennt es in der Liturgie (etwa im Gotteslob Nr. 356) das Große Glaubensbekenntnis. In den lutherischen Kirchen ist es das Bekenntnis, das bei Abendmahlsgottesdiensten von der Kirchengemeinde bekannt wird.
Das Nicäno-Konstantinopolitanum ist dasjenige christliche Bekenntnis, das in der Ökumene nach der Version des originalen Bekenntnisses von Nicäa am weitesten anerkannt ist. Es wurde von der christlichen Kirche seit 451 als autoritativ bezeichnet und ist es seither geblieben. Alle Bekenntniskirchen erkennen es an.
In den altkatholischen, östlich-orthodoxen und anglikanischen Kirchen ist es immer noch in seiner ursprünglichen Form gültig, mit dem Zusatz des Filioque bildet es ein Bindeglied zwischen den römisch-katholischen und protestantischen Glauben.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Geschichte
Nach der populären Annahme handelt es sich dabei um eine Erweiterung des Glaubensbekenntnisses vom ersten Konzil von Nicäa (325), die vom ersten Konzil von Konstantinopel (381) beschlossen wurde, wobei der Beschluss auch der religionspolitischen Ansicht Kaiser Theodosius I. Rechnung trug, der das Konzil einberufen hatte.
Seine tatsächliche Entstehungsgeschichte und literarische Grundlage ist jedoch bis heute nicht geklärt.
Der Text ist erstmals überliefert vom Konzil von Chalcedon, wo er öffentlich verlesen und als Glaubensbekenntnis von Konstantinopel („Bekenntnis der 150 heiligen Väter“) bezeichnet wird. Dabei werden sowohl das Bekenntnis von Nicäa als auch das Nicäno-Konstantinopolitanum bestätigt:
„Das Konzil hat in erster Linie entschieden, dass das Glaubensbekenntnis der 318 Väter unverändert bleiben soll. Und wegen denen, die gegen den Heiligen Geist streiten, ratifiziert es auch die Lehre, die in der Folge durch die 150 heiligen Väter, die sich in der königlichen Stadt versammelt hatten, aufgesetzt wurde bezüglich des Heiligen Geistes, nicht indem sie behaupteten, etwas fehle am Glauben ihrer Vorgänger, sondern indem sie durch Zeugnisse aus der Schrift deutlich machten, was ihr Begriff bezüglich des Heiligen Geistes ist gegen die, die seine Hoheit beseitigen wollten.“
Vom sechsten Jahrhundert an wird das Nicäno-Konstantinopolitanum als eine Revision des Bekenntnisses von Nicäa bezeichnet; dieses wird in den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen bis heute verwendet.
In späteren Zeiten hat die westliche Kirche beim Heiligen Geist den Zusatz „und dem Sohn“, lateinisch: filioque, hinzugesetzt. Dieser Zusatz kam zuerst bei den Goten im frühmittelalterlichen Spanien vor und wurde – nach einer Zeit der Ablehnung – auf Bitten Kaiser Heinrich II. (HRR) auch vom Papst Benedikt VIII. akzeptiert, ohne dass dieser die übrigen vier Patriarchate konsultierte. Dieser Zusatz war einer der Hauptgründe für das Schisma zwischen der West- und der Ostkirche (1054)
Textvergleich
Gewöhnlich wird das Nicäno-Konstantinopolitanum als Weiterentwicklung des nicäischen Bekenntnisses betrachtet. Zum genauen Vergleich werden die beiden Texte gegenüber gestellt (mit den Streichungen und Ergänzungen).
Nicäisches Bekenntnis | Nicäno-Konstantinopolitanum |
---|---|
Wir glauben an einen Gott, | Wir glauben an einen Gott, |
den allmächtigen Vater, | den allmächtigen Vater, |
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, | |
den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. | den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren. |
Und an den einen Herrn Jesus Christus, | Und an den einen Herrn Jesus Christus, |
den Sohn Gottes, | den Sohn Gottes, |
der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist d. h. aus dem Wesen des Vaters | der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist vor aller Zeit, |
Gott von Gott[1], Licht vom Licht, | Licht vom Licht, |
wahrer Gott vom wahren Gott, | wahrer Gott vom wahren Gott, |
gezeugt, nicht geschaffen, | gezeugt, nicht geschaffen, |
eines Wesens mit dem Vater; | eines Wesens mit dem Vater; |
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist; | durch den alles geworden ist; |
der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen | der für uns Menschen und wegen unseres Heils vom Himmel herabgestiegen |
und Fleisch geworden ist, | und Fleisch geworden ist durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria, |
Mensch geworden ist, | Mensch geworden ist, |
der für uns gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus | |
gelitten hat | gelitten hat und begraben worden ist, |
und am dritten Tage auferstanden ist | und am dritten Tage auferstanden ist nach der Schrift |
und aufgestiegen ist zum Himmel, | und aufgestiegen ist zum Himmel, |
Er sitzt zur Rechten des Vaters | |
und wird wiederkommen um die Lebenden und die Toten zu richten; | und wird wiederkommen in Herrlichkeit um die Lebenden und die Toten zu richten; |
und seiner Herrschaft wird kein Ende sein. | |
und an den Heiligen Geist. | Und an den Heiligen Geist, |
Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“ und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“, und er sei aus dem Nichtseienden geworden, oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Person oder Wesenheit, oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar, die verdammt die katholische Kirche. |
der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt. |
Text mit Übersetzung
Griechisch | Lateinisch | Deutsch | Syrisch/Aramäisch |
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ܥܒܘܕܐ ܕܫܡܝܐ ܘܕܐܪܥܐ. : ܘܕܟܠܗܝܢ ܐܝܠܝܢ ܕܡܬܚܙ̈ܝܢ ܘܕܠܐ ܡܬܚܙܝ̈ܢ .ܘܒܚܕ ܡܪܝܐ ܝܫܘܥ ܡܫܝܚܐ ܝܚܝܕܝܐ ܒܪܐ ܕܐܠܗܐ ܗܘ ܕܡܢ ܐܒܐ ܐܬܝܠܕ ܩܕܡ ܟܠܗܘܢ ܥܠܡ̈ܐ ܢܘܗܪܐ ܕܡܢ ܢܘܗܪܐ ܐܠܗܐ ܫܪܝܪܐ ܕܡܢ ܐܠܗܐ ܫܪܝܪܐ ܝܠܝܕܐ ܘܠܐ ܥܒܝܕܐ ܘܫܘܸܐ ܒܐܘܣܝܐ ܠܐܒܘܗܝ ܕܒܐܝܕܗ ܗܘܐ ܟܠ ܗܘ ܕܡܛܠܬܢ ܒܢܝ̈ܢܫܐ ܘܡܛܠ ܦܘܪܩܢܢ ܢܚܬ ܡܢ ܫܡܝܐ ܘܐܬܓܫܡ ܡܢ ܪܘܚܐ ܩܕܝܫܐ ܘܡܢ ܡܪܝܡ ܒܬܘܠܬܐ ܝܠܕܬ ܐܠܗܐ ܘܗܘܐ ܒܪܢܫܐ ܘܐܨܛܠܒ ܚܠܦܝܢ ܒܝܘ̈ܡܝ ܦܝܢܛܝܘܣ ܦܝܠܛܘܣ ܘܚܫ ܘܡܝܬ ܘܐܬܩܒܪ ܘܩܡ ܠܬܠܬܐ ܝܘ̈ܡܝܢ ܐܝܟ ܕܨܒܐ ܘܣܠܩ ܠܫܡܝܐ ܘܝܬܒ ܡܢ ܝܡܝܢܐ ܕܐܒܘܗܝ ܘܬܘܒ ܐ̇ܬܐ ܒܫܘܒܚܐ ܪܒܐ ܠܡܕܢ ܠܚܝ̈ܐ ܘܠܡܝ̈ܬܐ ܗܘ ܕܠܡܠܟܘܬܗ ܫܘܠܡܐ ܠܐ ܐܝܬ. ܘܒܚܕ ܪܘܚܐ ܩܕܝܫܐ ܕܐܝܬܘܗܝ ܡܪܝܐ ܡܚܝܢܐ ܕܟܠ. ܗܘ ܕܡܢ ܐܒܐ ܢܦܩ ܘܥܡ ܐܒܐ ܘܥܡ ܒܪܐ ܡܣܬܓܕ ܘܡܫܬܒܚ. ܗܘ ܕܡܠܠ ܒܢܒܝ̈ܐ ܘܒܫܠܝ̈ܚܐ ܘܒܚܕܐ ܥܕܬܐ ܩܕܝܫܬܐ ܩܬܘܠܝܩܝ ܘܫܠܝܚܝܬܐ. ܘܡܘܕܝܢܢ ܕܚܕܐ ܗܝ ܡܥܡܘܕܝܬܐ ܠܫܘܒܩܢܐ ܕܚܛܗ̈ܐ. ܘܡܣܟܝܢܢ ܠܩܝܡܬܐ ܕܡܝ̈ܬܐ ܘܠܚܝ̈ܐ ܚܕ̈ܬܐ ܕܒܥܠܡܐ ܕܥܬܝܕ. ܐܡܝܢ ܀ |
Siehe auch
- Altrömisches Glaubensbekenntnis
- Apostolisches Glaubensbekenntnis
- Bekenntnis von Nicäa
- Apostolikumsstreit
Literatur
- Josef Wohlmuth (Hrsg.): Dekrete der ökumenischen Konzilien (Concilium Oecumenicum Decreta). Band 1: Konzilien des ersten Jahrtausends: vom Konzil von Nizäa (325) bis zum Vierten Konzil von Konstantinopel (869/870). 2. Auflage. Schöningh, Paderborn 1998, ISBN 3-506-79806-5 (Dokumente im Wortlaut)
- Reinhard Staats: Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Historische und theologische Grundlagen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-01840-0
- John N. D. Kelly: Early Christian Creeds. 3. Auflage. Longman, Harlow 1972, ISBN 0-582-49219-X
Weblinks
- Wortlaut (Achtung, der griechische Wortlaut entspricht nicht dem Urtext)
- Aktuelle Literatur zum Nicäno-Konstantinopolitanum
Einzelnachweise
- Hochspringen ↑ Der Ausdruck „Gott von Gott“ fehlt in der griechischen Version des Nizäo-Konstantinopolitanums, wurde aber in der lateinischen Tradition wieder eingefügt.
- Hochspringen ↑ Der griechische Originaltext hat durchgängig die Mehrzahl. In der lateinischen Fassung, wie sie sich im Westen eingebürgert hat, steht durchgängig die Einzahl („Ich glaube …“). Dies deswegen, weil das Bekenntnis im Westen als Taufbekenntnis des Einzelnen gebräuchlich war, während es im griechischen Original als verbindendes Bekenntnis der ganzen Kirche konzipiert ist.
- Hochspringen ↑ Das sogenannte Filioque entfällt in der Fassung der griechisch-katholischen, orthodoxen, anglikanischen und altkatholischen Kirchen.
- Hochspringen ↑ „Katholisch“ ist hier im Sinne von „die umfassende, allgemeine, dem gemeinsamen Glauben gemäße Kirche“ gemeint. Um eine Verwechslung mit dem konfessionellen Verständnis des Wortes zu vermeiden, übersetzen Kirchen reformatorischer Tradition an dieser Stelle oft „die eine, heilige, allgemeine (bzw. christliche) und apostolische Kirche“.
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