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Wesensschau
Wesensschau ist ein zentraler Begriff der Phänomenologie Edmund Husserls. Sie wird auch als Ideation, eidetische Deskription, eidetische Reduktion oder eidetische Variation bezeichntet und soll dazu dienen, das Wesen einer Sache zu erfassen.
Ausgangspunkt ist die Ideenschau Platons, die sich allerdings von der Wesensschau im modernen Sinne grundlegend dadurch unterscheidet, dass Platon die Schau der Ideen als Wahrnehmung einer objektiv existierenden metaphysischen Realität auffasst, während die moderne phänomenologische Wesensschau ohne metaphysische Interpretationen auskommt.
Gemäß der Phänomenologie kann man durch intensive, systematische Analyse bei einem einzelnen Gegenstand die individuellen Eigenschaften, die ihm zufällig (kontingent) zukommen, von den typspezifischen Eigenschaften, die sein Wesen (eidos) ausmachen, unterscheiden. Dies geschieht, indem man sich den Gegenstand in Gedanken vorstellt und seine Eigenschaften dabei verändert. Die Eigenschaften, die dabei unverändert bleiben müssen, damit der Gegenstand durch seine Bezeichnung noch erfasst wird, sind dem Wesen des Gegenstandes zuzurechnen. Sie machen seine Identität aus. Ziel der phänomenologischen Wesensschau ist es, die Evidenz der Dinge zu erfassen, indem sie ohne Vorurteile und ohne Rückgriff auf jegliches Vorwissen betrachtet werden - eine Methode, die Husserl als Epoché bezeichnet. In diesem Sinne wird die eidetische Variation auch als deskriptive, also beschreibende wissenschaftliche Methode verstanden.
Literatur
- Ferdinand Fellmann: Phänomenologie zur Einführung. Junius, Hamburg 2006, ISBN 3-88506-616-5
- Karl-Heinz Lembeck: Wesensschau. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 12, Schwabe, Basel 2004, Sp. 655–659
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