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Verstehende Psychologie
In der Verstehenden oder geisteswissenschaftliche Psychologie[1] wird das Verstehen zur spezifischen Methode der Psychologie und Psychopathologie erhoben. Als Gegensatz zum psychologisch relevanten Begriff des Verstehens wird dabei für die Naturwissenschaften das Erklären als spezifische Methode angenommen.
Die verstehende Psychologie richtet sich damit nicht allein auf das Erklären kausaler Zusammenhänge, sondern – anders als bei den Naturwissenschaften – insbesondere auch auf das Verstehen von Sinnzusammenhängen. Für die Naturwissenschaften ist eine zweckorientierte (teleologische) Betrachtungsweise in der Regel nicht geeignet. Geisteswissenschaftliche Psychologie machte vor allem am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Bedeutungserlebnisse, Wertvorstellungen und Sinnrichtung zum Gegenstand der Forschung. Die Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen geht auf Wilhelm Dilthey (1833–1911) zurück.[2]
Die Beobachtung von Stimmungen, Gefühlen und insbesondere die Selbstbeobachtung dieser phänomenalen Bewusstseinsinhalte kann mannigfache Fehlerquellen enthalten, da wir im gewöhnlichen Bewusstsein der durch die Subjekt-Objekt-Spaltung bedingten Doppelrolle von Beobachter und Beobachtungsgegenstand nicht entgehen können. Die Verhaltensforschung, der Behaviorismus und der aus ihnen hervorgegangene Operativismus (Edward Tolman) lehnen daher die Verfahren der verstehenden Psychologie grundsätzlich ab.[1]
Tatsächlich erfordert eine wirklichkeitsgemäße geisteswissenschaftliche Psychologie die Entwicklung höherer Bewusstseinszustände, die über das Alltagsbewusstsein hinausgehen. Solche höheren Bewusstseinszustände sind die von Rudolf Steiner beschriebenen Erkenntnisstufen der Imagination, Inspiration und Intuition, durch die schrittweise die Subjekt-Objekt-Spaltung im vollerwachten Bewusstsein aufgehoben wird.
Siehe auch
- Verstehende Psychologie - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Ch. Bühler, F. Massarik (Hrsg.): Lebenslauf und Lebensziele. 1969
- Klaus Holzkamp: Grundlegung der Psychologie. 2. Auflage. Campus, Frankfurt 2003
- Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen. 1919
- E. Meyer: Zur Neuorientierung im Bereich der verstehenden Psychologie. 1954
- Waldemar Oelrich: Geisteswissenschaftliche Psychologie und Bildung des Menschen. 1950
- Alexander Pfänder: Die Seele des Menschen. Versuch einer verstehenden Psychologie. 1933
- David Riesman: Die einsame Masse. 1958
- Gustav Wilhelm Störring: Wider die verstehende Psychologie. 1928
Einzelnachweise
- ↑ Hochspringen nach: 1,0 1,1 Wilhelm Karl Arnold et al. (Hrsg.): Lexikon der Psychologie. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-508-8; (a) zu den Lexikon-Stw. „Geisteswissenschaftliche Psychologie und Methoden“: Spalten 706 ff. und Verstehende Psychologie: Spalte 2482 ff.; (b) zu Lexikon-Stw. „Stumpf, Carl“: Spalte 2237; (c) zum Lexikon-Stw.: Verstehende Psychologie: Spalte 2482 ff.
- Hochspringen ↑ Wilhelm Dilthey: Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie. Berliner Akademie, S. ber. 1894
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