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Selbstorganisation

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Als Selbstorganisation wird das spontane Auftreten stabiler, sich dynamisch erhaltender geordneter Strukturen in Systemen bezeichnet, bei denen die strukturbildenden Faktoren durch die Elemente des Systems selbst bestimmt werden. Im physikalischen Sinn tritt Selbstorganisation bei entsprechender Energiezufuhr häufig in offenen Systemen fern vom thermodynamischen Gleichgewicht auf. Die nicht-zufällige dynamische Ordnung der Systemelemente entsteht durch die Zufuhr hochwertiger Energie bei höherer Temperatur und bei gleichzeitiger Abfuhr niederwertiger Energie bei niederer Temperatur, wodurch Entropie und damit Unordnung im weitesten Sinn aus dem System exportiert wird. Ein einfaches Beispiel ist die spontane Bildung von Konvektionszellen in erhitzten Flüssigkeiten (Bénard-Experiment). Derartige Strukturen wurden von Ilya Prigogine, der für seine Theorie der Nichtgleichgewichtsthermodynamik 1977 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, auch als dissipative Strukturen bezeichnet.

Selbstorganisation tritt insbesondere auch in lebenden Systemen in Erscheinung. Tatsächlich hat den Begriff ursprünglich Immanuel Kant in seiner Kritik der Urteilskraft geprägt, um damit den Unterschied von lebendigen Systemen zu toten, mechanischen Zusammenfügungen deutlich zu machen.

„Ein organisiertes Wesen ist also nicht bloß Maschine: denn die hat lediglich bewegende Kraft; sondern sie besitzt in sich bildende Kraft, und zwar eine solche, die sie den Materien mitteilt, welche sie nicht haben (sie organisiert): also eine sich fortpflanzende bildende Kraft, welche durch das Bewegungsvermögen allein (den Mechanism) nicht erklärt werden kann. Man sagt von der Natur und ihrem Vermögen in organisierten Produkten bei weitem zu wenig, wenn man dieses ein Analogen der Kunst nennt; denn da denkt man sich den Künstler (ein vernünftiges Wesen) außer ihr. Sie organisiert sich vielmehr selbst, und in jeder Spezies ihrer organisierten Produkte, zwar nach einerlei Exemplar im Ganzen, aber doch auch mit schicklichen Abweichungen, die die Selbsterhaltung nach den Umständen erfordert.“

Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft, § 65. Dinge, als Naturzwecke, sind organisierte Wesen [1]

Für das Soziale wird die Bezeichnung auch für Selbstverwaltung verwendet, im systemtheoretischen Kontext auch für selbstreferenzielle Systembildung (Autopoiesis).

Siehe auch

Literatur

  • Konrad Sandhoff, Wolfgang Donner: Vom Urknall zum Bewusstsein - Selbstorganisation der Materie, Thieme-Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3131481917