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Plutokratie
Die Plutokratie oder Plutarchie (griech. πλουτοκρατία plutokratía ‚Reichtumsherrschaft‘, von πλοῦτος plútos ‚Reichtum‘ und κρατεῖν krateín ‚herrschen‘) ist eine Herrschaftsform, in der Herrschaft durch Vermögen legitimiert wird, also die Herrschaft des Geldes (auch „Geldadel“ genannt). Politische Rechte werden anhand des Vermögens vergeben (z. B. über das Zensuswahlrecht). Die Plutokratie ist eine Unterform der Oligarchie.
In einem plutokratischen System gibt es einen hohen Grad an sozialer Ungleichheit bei geringer sozialer Mobilität. In einer Plutokratie sind Ämter in der Regel nur den Besitzenden zugänglich. Es existiert ein Zensuswahlrecht, das Besitzlose von den politischen Bürgerrechten ausschließt, wodurch politische Macht hauptsächlich zum Nutzen der Machtinhaber ausgeübt wird. Damit ist verbunden, dass die finanzielle Macht Einzelner oder von Unternehmen die verfassungsmäßige Ordnung eines Staates umgeht, eigennützig den Staat steuert und demokratische Wahlen möglichst manipuliert.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Kampfbegriff im Dritten Reich
Im Nationalsozialismus war Plutokratie ein zur Kapitalismuskritik oft verwendeter Begriff. Insbesondere wurde er durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels häufig verwendet, um die britische und US-amerikanische Regierung zu kritisieren. Es wurde unterstellt, dass die reichen Kapitalisten ihren Einfluss insbesondere auf die Konservativen dazu benutzten, ihr eigenes Volk und die vom Britischen Empire beherrschten Völker der Dritten Welt wie Indien zu unterdrücken und ihren Einflussbereich auf das kontinentale Europa auszudehnen ("Expansionismus"). Des Weiteren diente der Begriff der Diffamierung des Judentums, dem unterstellt wurde, es habe durch große Kapitalkraft auch Einfluss auf die Politik (siehe auch "Weltjudentum").
Vor dem Hintergrund der Benutzung des Begriffs im Dritten Reich waren im deutschen Sprachraum auch linke Systemkritiker zurückhaltend mit der Verwendung dieses Begriffes, um nicht in den Verdacht einer Sympathie mit dem Nationalsozialismus zu geraten, verwendeten ihn gar nicht (Tabu) oder mit großer Vorsicht (siehe Political Correctness).
Heute werden in vielen Wissenschaften englische Begriffe als Fachbegriffe verwendet. Die englischsprachige Diskussion (plutocracy) hat dazu beigetragen, den Begriff wieder zu einem wertfreien deskriptiven Fachbegriff zu machen.
Plutokratie in der Gegenwart
In heutiger Zeit erkennen einige Politikwissenschaftler u. a. im System der USA plutokratische Züge, wie auch in vielen anderen westlichen Ländern. Begründet wird diese Sichtweise mit der Struktur der Rekrutierung politischer Eliten, die häufig eng verknüpft sind mit wirtschaftlichen Führungsschichten. Teilweise wird diese Macht zusätzlich durch einflussreiche Massenmedien gestützt – ein Beispiel im Zusammenhang mit der neokonservativen Weltanschauung ist das Wirken des Medienimperiums von Rupert Murdoch.
Kevin Phillips, Autor und politischer Stratege von US-Präsident Richard Nixon, erklärte, die Vereinigten Staaten von Amerika seien eine „Plutokratie“, in denen es eine „Vereinigung von Geld und Regierung“ gebe.
Daneben gibt es zahllose, kleine, sogenannte Steueroasen, die alle mehr oder minder, wie eine Plutokratie funktionieren.
Siehe auch
- Kleptokratie
- Schwacher Staat
- Timokratie
- Kapitalismus
- Soziale Ungleichheit - ungleiche Verteilung materieller oder immaterieller Ressourcen in einer Gesellschaft
- Einkommensverteilung, Verteilungsgerechtigkeit
- Plutos (Mythologie)
Weblinks

- Jens Jessen: Unterwegs zur Plutokratie. - Hemmungsloser Reichtum, betrogene Bürger: Der entfesselte Markt bringt die Demokratie in Gefahr (www.zeit.de, 2011)
Einzelnachweise
- Wilhelm Traugott Krug: Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften, Brockhaus, Leipzig 1834 (online)
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