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+ | Die Faszien um die Logen herum haben die Wirkung einer [[Kompressionstherapie|Kompression]] und begrenzen dadurch [[Schwellung]]en. Nach Unterschenkelverletzungen kann es aber auch zu Einblutungen in eine Muskelloge kommen. Die derben Bindegewebshäute können sich nicht ausdehnen, so dass sich der Druck in der Loge stark erhöht. Die wichtigste Folge ist eine Kompression des Gefäß-Nerven-Bündels des Unterschenkel. Es kann dadurch zu einer irreparablen Schädigung insbesondere des Nervus peronaeus profundus und superficialis kommen. In der Folge entwickelt sich ein Spitzfuß. Diese Erscheinung wird als [[Kompartmentsyndrom]] bezeichnet. Es kommt meist nicht zu einem Pulsverlust durch Einklemmen der Arterien, da eine Schädigung der Nerven schon ab einem Druck in den Unterschenkellogen von 40 [[Torr|mmHg]] droht. Der normale systemische Druck beträgt im Mittel um die 100 mmHg, daher bleiben auch beim Kompartmentsyndrom die Unterschenkelarterien offen. Wird nicht schnell genug gehandelt, sterben neben den Nerven auch die Muskeln ab. Im Falle eines Kompartmentsyndroms muss daher schnell gehandelt werden. Die Logen des Unterschenkel müssen schnell eröffnet werden, damit der Druck sich normalisiert. Irreparable Schäden können u. a. in einem Funktionsverlust der Nerven, sowie in Kontrakturen des vernarbten Muskelgewebes bestehen. | ||
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== Zu weiteren Themen, wie Arterien, Venen und Neven siehe auch == | == Zu weiteren Themen, wie Arterien, Venen und Neven siehe auch == |
Version vom 23. Dezember 2017, 06:03 Uhr
Der Unterschenkel (lat. crus) ist ein Teil des Beines und befindet sich zwischen Knie und Fuß.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Knochen
Der Unterschenkel wird von zwei Knochen gebildet, dem Schienbein (Tibia) und dem Wadenbein (Fibula). Diese sind oben durch ein straffes Gelenk (Amphiarthrose) und unten durch eine Bandhaft (Syndesmosis tibiofibularis) miteinander verbunden. Zwischen ihnen verläuft eine feste, bindegewebige Bandstruktur (Membrana interossea cruris).
Angrenzende Gelenke
Bei dem Gelenk zwischen Knie und Unterschenkel (Kniegelenk) handelt es sich um ein Dreh-Scharniergelenk, die Gelenkflächen befinden sich auf den Knorren des Oberschenkelknochens (Femur) und des Schienbeines sowie auf der Rückseite der Kniescheibe (Patella).
Das Gelenk zwischen Unterschenkel und Fuß (oberes Sprunggelenk) ist ebenfalls ein Scharniergelenk und wird durch die beiden Fußknöchel am Schienbein und Wadenbein sowie das Sprungbein (Talus) gebildet.
Muskulatur
Die Muskeln des Unterschenkels werden nach ihrer Funktion und Lage zusammengefasst und wie folgt in vier Gruppen eingeteilt:
- Die vordere Unterschenkelmuskulatur besteht aus
- den Streckern (Extensoren) an der seitlich-vorderen (ventero-lateralen) Seite und
- der Wadenbeinmuskulatur im Bereich des Wadenbeines an der äußeren (lateralen) Seite.
- Die hintere Unterschenkelmuskulatur besteht aus
- den oberflächlichen Beugern (Flexoren) auf der Rückseite, die gemeinsam als Musculus triceps surae bezeichnet werden und
- den tiefen Beugern auf der Rückseite.
Unterschenkelmuskulatur | |||
---|---|---|---|
vordere Unterschenkelmuskulatur | hintere Unterschenkelmuskulatur | ||
Strecker | Wadenbeinmuskulatur | oberflächliche Schicht | tiefe Schicht |
Musculus tibialis anterior | Musculus fibularis longus | Musculus soleus | Musculus tibialis posterior |
Musculus extensor digitorum longus | Musculus fibularis brevis | Musculus gastrocnemius | Wikipedia:Musculus flexor hallucis longusMusculus flexor hallucis longus |
Musculus extensor hallucis longus | Musculus plantaris | Musculus flexor digitorum longus |
Bei vierfüßigen Säugetieren liegt zwischen den beiden Köpfen des Musculus gastrocnemius noch der oberflächliche Zehenbeuger des Fußes (Musculus flexor digitorum pedis superficialis).
Logen, Faszien, und Kompartmentsyndrom
Anatomie
Der gesamte Unterschenkel wird durch eine bindegewebige Haut, die Unterschenkelfaszie (Fascia cruris) umschlossen. Die einzelnen Muskelgruppen werden durch derbe und nicht dehnbare Faszien umschlossen und voneinander getrennt. An dieser Trennung sind auch die Bandhaft zwischen den beiden Knochen und das tiefe Blatt (Lamina profunda) der Unterschenkelfaszie beteiligt, welche die tiefen und oberflächlichen Beuger voneinander trennt.
Durch die Trennung der Muskelgruppen ergeben sich so genannte Muskellogen (auch Kompartimente), in denen Muskeln mit zusammengehörender Funktion zusammengefasst werden. Jedes Kompartiment ist durch eine umgebende Bindegewebshaut von benachbarten Kompartimenten abgetrennt und bildet mit ihrem Inhalt einen fast vollständig in sich abgeschlossenen Raum.
Entsprechend den Muskelgruppen finden sich im Unterschenkel folgende Logen:
- die Streckerloge (vorderes Kompartiment, manchmal auch Tibialis-anterior-Loge genannt)
- die Peronaeusloge (laterales Kompartiment oder Fibularisloge)
- die oberflächliche Beugerloge (oberflächliches hinteres Kompartiment)
- die tiefe Beugerloge (tiefes hinteres Kompartiment)
Verletzungen und Erkrankungen
Die Faszien um die Logen herum haben die Wirkung einer Kompression und begrenzen dadurch Schwellungen. Nach Unterschenkelverletzungen kann es aber auch zu Einblutungen in eine Muskelloge kommen. Die derben Bindegewebshäute können sich nicht ausdehnen, so dass sich der Druck in der Loge stark erhöht. Die wichtigste Folge ist eine Kompression des Gefäß-Nerven-Bündels des Unterschenkel. Es kann dadurch zu einer irreparablen Schädigung insbesondere des Nervus peronaeus profundus und superficialis kommen. In der Folge entwickelt sich ein Spitzfuß. Diese Erscheinung wird als Kompartmentsyndrom bezeichnet. Es kommt meist nicht zu einem Pulsverlust durch Einklemmen der Arterien, da eine Schädigung der Nerven schon ab einem Druck in den Unterschenkellogen von 40 mmHg droht. Der normale systemische Druck beträgt im Mittel um die 100 mmHg, daher bleiben auch beim Kompartmentsyndrom die Unterschenkelarterien offen. Wird nicht schnell genug gehandelt, sterben neben den Nerven auch die Muskeln ab. Im Falle eines Kompartmentsyndroms muss daher schnell gehandelt werden. Die Logen des Unterschenkel müssen schnell eröffnet werden, damit der Druck sich normalisiert. Irreparable Schäden können u. a. in einem Funktionsverlust der Nerven, sowie in Kontrakturen des vernarbten Muskelgewebes bestehen.
Auch nach einer starken Überbelastung z. B. im Sport bei einem ungewohnten Langstreckenlauf kann es zu einem Kompartmentsyndrom kommen. Auch zu fest angelegte Verbände können eine solche Wirkung haben.
Die Symptome sind Schmerzen, Rötungen, Schwellung, Funktionsverluste und Gefühlsstörungen. Wird nicht schnell genug gehandelt, führt dies zu irreparablen Schäden. Prophylaktisch sollten bei Brüchen zur Vermeidung eines Kompartmentsyndroms die Beine hoch gelagert werden. Besonders häufig ist die Schädigung der vorne am Bein liegenden Streckerloge (Tibialis-anterior-Syndrom). Ähnliche Probleme kann es auch in der Unterarmmuskulatur geben.
Zu weiteren Themen, wie Arterien, Venen und Neven siehe auch
- Unterschenkel - Artikel in der deutschen Wikipedia
Siehe auch
- Unterschenkel - Artikel in der deutschen Wikipedia
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