Quelltext der Seite Dād

[[Datei:15-Dad.svg|mini|hochkant=0.5|Der Buchstabe Ḍād in isolierter Form]]
'''Ḍād''' ({{arS|ضاد&lrm;|d=ḍād}} oder {{ar|حرف الضاد&lrm;|d=ḥarf aḍ-ḍād|b=der Buchstabe Ḍād}}; in isolierter Form {{ar|ض&lrm;}}; transliteriert als {{Graphem|ḍ}}) ist der 15. [[Buchstabe]] des [[Arabisches Alphabet|arabischen Alphabets]]. Es zählt zu den vier [[Emphatischer Konsonant|emphatischen Konsonanten]] des [[Arabische Sprache|Arabischen]] sowie zu den vierzehn [[Sonnenbuchstabe]]n. Ḍād ist einer der sechs jüngsten Buchstaben des arabischen Alphabets und wurde erst in islamischer Zeit entwickelt. Im [[Abdschad (Zahlensystem)|Abdschad]] ist ihm der [[Zahlensymbolik|Zahlenwert]] 800 zugeordnet.

Die Aussprache des Ḍād zugeordneten [[Phonem]]s {{Phonem|ḍ}}, arabisch {{ar|صوت الضاد&lrm;|d=ṣawt aḍ-ḍād|b=der Ḍād-Laut}}, wird für die moderne arabische Hochsprache meist als [[Pharyngalisierung|pharyngalisierter]] oder [[Velarisierung|velarisierter]] [[stimmhafter alveolarer Plosiv]] ([[IPA]]: {{Phon|{{IPA|dˁ}}}} bzw. {{Phon|{{IPA|dˠ}}}}) angegeben, doch finden sich historisch und in [[Arabische Dialekte|Dialekten]] Abweichungen von dieser Aussprache. Laut der Meinung zahlreicher Wissenschaftler wurde Ḍād einst lateral oder lateralisiert artikuliert – ein Charakteristikum, das dem Arabischen den Beinamen „Sprache des Ḍād“ gab. Hinweise auf diese Aussprache finden sich in südarabischen Dialekten sowie in arabischen [[Lehnwort|Lehnwörtern]] im Spanischen und Indonesischen.

In arabischen Alphabeten anderer Sprachen tritt Ḍād meist nur in Lehnwörtern auf, ohne ein eigenes Phonem zu repräsentieren.

== Form ==
{| class="wikitable float-center"
|+ Formen des Ḍād
|-
! Lage
! Form
! Beispiel
|-
| initial
|style="font-size:250%; text-align:center;"| {{ar|ﺿـ&lrm;}}
| {{arF|ضمة&lrm;|d=[[Damma|ḍamma]]}}
|-
| medial
|style="font-size:250%; text-align:center;"| {{ar|ـﻀـ&lrm;}}
| {{arF|رافضة&lrm;|d=[[Rāfida|rāfiḍa]]}}
|-
| final
|style="font-size:250%; text-align:center;"| {{ar|ـﺾ&lrm;}}
| {{arF|الأبيض&lrm;|d=[[al-Ubayyid|al-Ubayyiḍ]]}}
|-
| isoliert
|style="font-size:250%; text-align:center;"| {{ar|ﺽ&lrm;}}
| {{arF|فرض&lrm;|d=[[Fard (Islam)|farḍ]]}}
|}

Wie die meisten arabischen Buchstaben erscheint auch Ḍād abhängig von seiner Position im Wort sowie den es umgebenden Zeichen in vier verschiedenen Formen: initial, medial, final und isoliert. Wesentlich im Erscheinungsbild der vier emphatischen Konsonanten Ḍād, [[Sad (Arabischer Buchstabe)|Ṣād]] ({{ar|ص&lrm;}}), [[Ṭa (Arabischer Buchstabe)|Ṭāʾ]] ({{ar|ط&lrm;}}) und [[Za (Arabischer Buchstabe)|Ẓāʾ]] ({{ar|ظ&lrm;}}) ist eine seitlich liegende Schlaufe. Beim Ḍād folgt der Schlaufe links ein kleiner Haken nach oben, zudem wird über die Schlaufe ein einzelner Punkt gesetzt. Steht Ḍād final oder isoliert, geht der Haken in einen abschließenden, nach oben offenen halbkreisartigen Bogen über, welcher großteils unterhalb der [[Schriftlinie]] liegt. Beim initialen Ḍād nach links, beim finalen Ḍād von rechts sowie beim medialen Ḍād beidseitig wird das Zeichen auf der Schriftlinie mit dem Nachbarbuchstaben verbunden.

Vom Ṣād unterscheidet sich Ḍād nur durch den übergesetzten Punkt. Anstelle des übergesetzten Punktes begegnet man in arabischen Handschriften beim isolierten und finalen Ḍād bisweilen einem [[Strichstärke|Abstrich]] am Ende des Bogens<ref>{{Literatur |Autor=Brigitte Grabitz |Titel=Die arabische Schrift |Verlag=ikoo Buchverlag |Ort=Berlin |Datum=1983 |ISBN=3-88677-911-4 |Seiten=44}}</ref>, in maghrebinischen Handschriften ist der Punkt manchmal innerhalb der Schlaufe zu finden.<ref name="maghribi">{{Literatur |Autor=N. van den Boogert |Titel=Some notes on Maghribi script |Sammelwerk=Manuscripts of the Middle East |Band=Bd. 4 |Verlag=Ter Lugt Press |Ort=Leiden |Datum=1989 |ISSN=0920-0401 |Seiten=37}}</ref>

Die Form des Ṣād und Ḍād im [[Maghrebinische Schrift|Maghribi-Duktus]] weicht durch das Fehlen des Hakens nach der Schlaufe von den anderen Schreibstilen ab. Mit manchen nachfolgenden Buchstaben lässt sich Ḍād zu einer [[Ligatur (Typographie)|Ligatur]] verbinden.<ref name="maghribi" />

=== Ursprünge des Zeichens ===
[[Datei:18 sad.svg|mini|hochkant=0.5|links|Der Buchstabe ''Sad'' in der nabatäischen Schrift]]

Die geläufigste Theorie zum Ursprung der arabischen Schrift beschreibt sie als Weiterentwicklung der [[Nabatäische Schrift|nabatäischen Schrift]], die wiederum aus der [[Aramäische Schrift|aramäischen Schrift]] entstanden ist.<ref>{{Literatur |Autor=Andreu Balius |Titel=Arabic type from a multicultural perspective: Multi-script Latin-Arabic type design |TitelErg=Thesis for the degree of Doctor of Philosophy |Verlag=University of Southampton |Datum=2013-04 |Seiten=63 |Online=[http://eprints.soton.ac.uk/355433/1.hasCoversheetVersion/Final%20PhD%20thesis_Andreu%20Balius.pdf online] |Format=PDF |KBytes=41900 |Abruf=2014-03-25}}</ref> Eins der 22 Zeichen der nabatäischen Schrift, das Sad, wurde dieser Annahme zufolge zum arabischen Ṣād, einem der Zeichen des frühen arabischen Alphabets. Da das Arabische jedoch 28 [[konsonant]]ische [[Phoneme]] kennt, waren einigen Zeichen verschiedene Laute zugeordnet, so etwa dem [[Rasm]] – dem Buchstaben ohne [[diakritische Zeichen]] – des Ṣād auch das Phonem {{Phonem|ḍ}}.

Infolge der Festsetzung des [[Koran]]textes gab es die Bestrebung, Mehrdeutigkeiten durch Hinzufügen von Diakritika zu umgehen. Das Etablieren des Systems des {{arF|إعجام&lrm;|d=iʿǧām}} (Setzen diakritischer Punkte über oder unter den Rasm) wird für gewöhnlich [[al-Haddschādsch ibn Yūsuf]], im frühen 8. Jahrhundert Statthalter im [[Umayyaden]]-Kalifat, zugeschrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Shahid Ahmad Rajput |Titel=The Principle Source of Arabic Calligraphy and its Development in the Muslim World |Ort=Islamabad |Datum=2013 |Seiten=16 |Online=[http://www.academia.edu/5800737/THE_PRINCIPAL_SOURCE_OF_ARABIC_CALLIGRAPHY online] |Abruf=2014-03-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Theodor Nöldeke]] |Titel=Geschichte des Qorâns |Verlag=Verlag der Dieterichschen Buchhandlung |Ort=Göttingen |Datum=1860 |Seiten=305–308 |Online=[https://archive.org/stream/geschichtedesqo00nlgoog#page/n7/mode/2up online] |Abruf=2014-03-25}}</ref> Das dadurch hervorgekommene [[Graphem]] Ḍād war dem Orientalisten [[Theodor Nöldeke]] zufolge neben [[Za (Arabischer Buchstabe)|Ẓāʾ]] ({{ar|ظ&lrm;}}) und [[Qaf|Qāf]] ({{ar|ق&lrm;}}) „wahrscheinlich“ einer der letzten Buchstaben, der seinen diakritischen Punkt erhielt. Dennoch sei das Punktieren auch bei Ḍād schon in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts nach der [[Hidschra]] (bis ca. 767 n. Chr.) {{"|recht gut […] in Gebrauch gekommen}}.<ref>{{Literatur |Autor=Theodor Nöldeke |Titel=Geschichte des Qorâns |Verlag=Verlag der Dieterichschen Buchhandlung |Ort=Göttingen |Datum=1860 |Seiten=311 |Online=[https://archive.org/stream/geschichtedesqo00nlgoog#page/n7/mode/2up online] |Abruf=2014-03-25}}</ref>

Die so entstandenen sechs zusätzlichen Buchstaben werden als {{arF|روادف&lrm;|d=rawādif|b=Nachkömmlinge}} bezeichnet<ref>{{Literatur |Autor=James A. Bellamy |Hrsg=Wayne M. Senner |Titel=The Arabic Alphabet |Sammelwerk=The Origins of Writing |Verlag=University of Nebraska Press |Datum=1989 |ISBN=0-8032-4202-6 |Seiten=100}}</ref>, ihr verhältnismäßig junges Alter ist auch ihrer Reihung im [[Abdschad (Zahlensystem)|Abdschad]] abzulesen, wo sie an den hinteren Positionen die höchsten Zahlenwerte zugeordnet bekamen: das Ḍād den Wert 800 (in der abweichenden Abdschad-Reihung im Maghreb hingegen den Wert 90).<ref>{{Literatur |Autor=Stephen Chrisomalis |Titel=Numerical Notation. A Comparative History |Verlag=Cambridge University Press |Ort=New York |Datum=2010 |ISBN=978-0-521-87818-0 |Seiten=163}}</ref> Nach vorne an die 15. Stelle im arabischen Alphabet rutschte Ḍād, indem die übliche Sortierung nach dem Zahlenwert zugunsten einer an der Form der Zeichen orientierten Sortierung außer Gebrauch kam.<ref>{{Literatur |Autor=Peter D. Daniels |Hrsg=Mark Aronoff, Janie Rees-Miller |Titel=Writing Systems |Sammelwerk=The Handbook of Linguistics |Reihe=Blackwell Handbooks in Linguistics |Band=Bd. 22 |Verlag=Blackwell Publishers |Ort=Oxford/Malden |Datum=2001 |ISBN=0-631-20497-0 |Seiten=72}}</ref> Ḍād rangiert nun unmittelbar nach Ṣād ({{ar|ص&lrm;}}) und vor Ṭāʾ ({{ar|ط&lrm;}}).

=== Kalligraphische Darstellung des Ḍād ===
Grundlage der [[Arabische Kalligraphie|arabischen Kalligraphie]] sind die von [[Ibn Muqla]] im 10. Jahrhundert festgelegten Proportionen und Gesetzmäßigkeiten, die „bis heute richtungsweisend geblieben“<ref>{{Literatur |Autor=Ahmad Maher Rayef |Titel=Die ästhetischen Grundlagen der arabischen Schrift bei Ibn Muqlah |TitelErg=Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der [[Universität Köln]] |Datum=1975 |Seiten=89}}</ref> sind. Die Basis von Ibn Muqlas Überlegungen ist ein durch den ''[[Qalam]]'' gesetzter rautenförmiger Punkt ({{arF|نقطة&lrm;|d=nuqṭa}}) und ein Kreis ({{arF|دائرة&lrm;|d=dāʾira}}) mit dem Durchmesser der Länge des [[Alif]] ({{ar|ا&lrm;}}), des ersten Buchstaben im arabischen Alphabet.

[[Datei:Sad construction Ibn Muqla.png|mini|links|Ideale Proportionen im ''[[Rasm]]'' der Buchstaben Ṣād und Ḍād nach Ibn Muqla]]
Ibn Muqlas Angaben sind nur in Fragmenten überliefert<ref>{{Literatur |Autor=Alain George |Titel=The Rise of Islamic Calligraphy |Verlag=Saqi Books |Ort=London |Datum=2010 |ISBN=978-0-86356-673-8 |Seiten=136}}</ref> und teils widersprüchlich: An einer Stelle spricht er von drei, andernorts von vier Strichen im ''Rasm'' von Ṣād und Ḍād, in einer Beschreibung von nur bogenförmigen, in anderen Aufzeichnung von bogenförmigen, waagerechten, senkrechten und rückliegenden (gegen die eigentliche Schreibrichtung von rechts nach links gesetzten) Strichen. Gemein ist den Angaben, dass das Zeichen aus dem „Ṣād-Kopf“ rechts und dem Bogen in Form des Buchstabens [[Nūn]] ({{ar|ن&lrm;}}) links besteht.<ref>{{Literatur |Autor=Ahmad Maher Rayef |Titel=Die ästhetischen Grundlagen der arabischen Schrift bei Ibn Muqlah |TitelErg=Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Universität Köln |Datum=1975 |Seiten=116}}</ref>

Der Ṣād-Kopf umfasst in der laut Ahmad Maher Rayef letzten Entwicklungsstufe von Ibn Muqlas Proportionslehre ein [[rechtwinkliges Dreieck]] mit der [[Hypotenuse]] als Horizontale (Strichtyp genannt {{arF|منسطح&lrm;|d=munsaṭiḥ|b=flach}}), wobei die rechte [[Kathete]] ({{arF|منكب&lrm;|d=munkabb|b=(nach rechts unten) gebeugt}}) halb so lang ist wie die linke ({{arF|مستلق&lrm;|d=mustalqin|b=(nach links unten) liegend}}). Nūn wiederum entspricht einem Halbkreis mit dem Durchmesser der Alif-Länge, vor dem (rechts) {{arF|ترويس&lrm;|d=tarwīs}} steht, eine [[Serife]] mit der Höhe einer ''nuqṭa'', und der in {{arF|إرسالة&lrm;|d=irsāla}} endet, dem Auslaufenlassen des Bogens mit der Länge eines Siebtels des Alif. Die Grundlinie des Ṣād-Kopfs soll halb so lang sein wie der Nūn-Bogen.<ref>{{Literatur |Autor=Ahmad Maher Rayef |Titel=Die ästhetischen Grundlagen der arabischen Schrift bei Ibn Muqlah |TitelErg=Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Universität Köln |Datum=1975 |Seiten=100f, 114–118, 147}}</ref> Die [[Brüder der Reinheit]] sahen einige Jahrzehnte nach Ibn Muqla hingegen vor, dass der Ṣād-Kopf so breit wie Alif hoch sei, wobei die Lücke im Ṣād-Kopf ein Achtel der Höhe des Alif ausmache.<ref>{{Literatur |Autor=Alain George |Titel=The Rise of Islamic Calligraphy |Verlag=Saqi Books |Ort=London |Datum=2010 |ISBN=978-0-86356-673-8 |Seiten=111f}}</ref>

In der abweichenden kalligraphischen Tradition des [[Maghreb]] hat der Ṣād-Kopf eine [[Ellipse|elliptische]] Form, typisch ist zudem die „übertriebene“ Ausdehnung des Nūn-Bogens.<ref>{{Literatur |Autor=Sheila S. Blair |Hrsg=Shamil Jeppie, Souleymane Bachir Diagne |Titel=Arabic Calligraphy in West Africa |Sammelwerk=The Meanings of Timbuktu |Verlag=HSRC Press |Ort=Cape Town |Datum=2008 |ISBN=978-0-7969-2204-5 |Seiten=60 |Online=[http://www.hsrcpress.ac.za/product.php?productid=2216&freedownload=1 online] |Abruf=2014-03-25}}</ref> Im [[Ruqʿa]]-Stil liegt der „Kopf“ häufig etwas oberhalb der eigentlichen Schriftlinie; wie im Maghribi-Duktus kann der Punkt des Ḍād in der isolierten und finalen Form durch einen Abstrich oder zusätzlichen Haken ersetzt werden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Terence Frederick Mitchell|T. F. Mitchell]] |Titel=Writing Arabic. A Practical Introduction to Ruqʿah Script |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=1953 |ISBN=0-19-815150-0 |Seiten=55-64}}</ref>

Gemäß {{arF|نظام التشابه&lrm;|d=niẓām at-tašābuh|b=Regel der Ähnlichkeit}} findet sich der Nūn-Bogen auch im [[Qaf (Arabischer Buchstabe)|Qāf]] ({{ar|ق&lrm;}}), [[Sin (Arabischer Buchstabe)|Sīn]] ({{ar|س&lrm;}}), [[Schin (Arabischer Buchstabe)|Šīn]] ({{ar|ش&lrm;}}), [[Ya (Arabischer Buchstabe)|Yāʾ]] ({{ar|ي&lrm;}}) und [[Alif maqsura|Alif maqṣūra]] ({{ar|ى&lrm;}}) wieder, der Ṣād-Kopf außerdem im Ṭāʾ({{ar|ط&lrm;}}) und [[Za (Arabischer Buchstabe)|Ẓāʾ]] ({{ar|ظ&lrm;}}). In [[Ibn al-Bawwab|Ibn al-Bawwābs]] [[Muhaqqaq]]-Stil hat der „Kopf“ bei Ṣād und Ḍād jedoch mehr Höhe als bei Ṭāʾ und Ẓāʾ, außerdem ist hier die Grundlinie nicht ganz gerade, sondern leicht konkav. Als Proportion zwischen den Längen von ''mustalqin'', ''munkabb'' und ''munsaṭiḥ'' ist 3:2:4 vorgesehen bei einer Höhe von zwei Einheiten.<ref>{{Literatur |Autor=Nassar Mansour |Titel=Sacred Script: Muhaqqaq in Islamic Calligraphy |Verlag=I.B. Tauris |Ort=London/New York |Datum=2011 |ISBN=978-1-84885-439-0 |Seiten=63, 216}}</ref>

Zum idealen Erscheinungsbild der Handschrift trägt auch der Schnitt der Spitze des verwendeten ''Qalam'' bei, wodurch die Breitenabstufung der Bögen und Linien bestimmt wird.<ref>{{Literatur |Autor=Ahmad Maher Rayef |Titel=Die ästhetischen Grundlagen der arabischen Schrift bei Ibn Muqlah |TitelErg=Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophischen Fakultät der Universität Köln |Datum=1975 |Seiten=56–58}}</ref>

== Aussprache ==
{{Mehrere Bilder
 | Fußzeile    = Aussprachebeispiele (jeweils männlicher Sprecher aus [[Tiznit]])
 | Breite      = 110
 | Bild3       = Ar-أرض.ogg
 | Untertitel3 = {{arF|أرض&lrm;|d=arḍ|b=Boden}}
 | Bild1       = Ar-ضد.ogg
 | Untertitel1 = {{arF|ضد&lrm;|d=ḍidda|b=gegen}}
 | Bild2       = Ar-فضي.ogg
 | Untertitel2 = {{arF|فضي&lrm;|d=fiḍḍī|b=silbern}}
}}
Ḍād steht im [[Modernes Standard-Arabisch|Modernen Standard-Arabisch]] für ein [[Emphatische Konsonanten|emphatisches]] {{Phonem|d}} – einen [[Stimmhafter alveolarer Plosiv|stimmhaften alveolaren]] oder [[Apikal (Linguistik)|apiko]]-[[dental]]en [[Plosiv]] mit einer [[Sekundärartikulation]], die in der [[Semitistik]] als „[[Emphase]]“ bezeichnet wird. Diese „Emphase“ kennzeichnet sich – im modernen Arabisch anders als etwa in den [[Äthiosemitische Sprachen|äthiosemitischen Sprachen]], wo sie als [[Ejektiv]]e realisiert werden – laut dem Sprachwissenschaftler [[Terence Frederick Mitchell]] beim Artikulieren des Lautes durch eine tellerförmig in die Breite gedehnte Zunge, wodurch der hinterste Zungenteil zum [[Gaumensegel|Velum]] gehoben wird ([[Velarisierung]]) und eine [[Pharynx|pharyngale]] Enge entsteht ([[Pharyngalisierung]]). Zudem können die Lippen bei emphatischen Lauten leicht gerundet sein.<ref>{{Literatur |Autor=T. F. Mitchell |Titel=Pronouncing Arabic |Band=vol. 1 |Verlag=Clarendon Press |Ort=Oxford |Datum=1990 |ISBN=0-19-815151-9 |Seiten=27f}}</ref> [[Aharon Dolgopolsky]] hingegen erkannte bei emphatischen Lauten ein Zurückziehen des hintersten Teils der Zunge zum [[Gaumenzäpfchen]] ([[Uvularisierung]]) und zur hinteren Wand des Pharynx (Pharyngalisierung).<ref>{{Literatur |Autor=Kimary N. Shahin |Hrsg=Mushira Eid, Dilworth B. Parkinson |Titel=Accessing Pharyngeal Place in Palestinian Arabic |Sammelwerk=Perspectives on Arabic Linguistics. Papers from the Annual Symposium on Arabic Linguistics |Band=Volume IX: Washington D.C., 1995 |Verlag=John Benjamins Publishing |Ort=Amsterdam/Philadelphia |Datum=1996 |ISBN=90-272-7621-8 |ISSN=0304-0763 |Seiten=133}}</ref> Ḍād ist in der modernen Hochsprache das [[Emphatische Konsonanten|emphatische]] Gegenstück zum [[Dāl]] ({{ar|د&lrm;}}) sowie das [[stimmhaft]]e Gegenstück zum ebenfalls emphatischen [[Ṭa (Arabischer Buchstabe)|Ṭāʾ]] ({{ar|ط&lrm;}}).

Die emphatische Komponente des Ḍād hat in spezifischen Fällen Auswirkung auf die es umgebenden Laute: So wird das [[Infix (Linguistik)|Infix]] ''-ta-'' des VIII. [[Arabische Sprache#Das Verb|Verbstamms]] nach Ḍād als erstem [[Radikal (semitische Sprachen)|Radikal]] emphatisch ''-ṭa-''<ref>{{Literatur |Autor=Nizar Y. Habash |Titel=Introduction to Arabic Natural Language Processing |Reihe=Synthesis lectures on human language technologies, vol. 10 |Verlag=Morgan & Claypool Publishers |Datum=2010 |ISBN=1-59829-795-3 |ISSN=1947-4059 |Seiten=59}}</ref> (Beispiel: {{arF|اضطجع&lrm;|d=iḍṭaǧaʿa|b=sich hinlegen}}). Ein komplementäres Phänomen der emphatischen Konsonanten ist die Artikulation der umgebenden [[Vokal]]e als weiter unten und hinten gelegene [[Allophon]]e.<ref>{{Literatur |Autor=Melissa Barkat-Defradas |Hrsg=Kees Versteegh |Titel=Vowel Backing |Sammelwerk=Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics |Band=Volume IV, Q-Z |Verlag=Brill |Ort=Leiden |Datum=2009 |ISBN=978-90-04-14476-7 |Seiten=669f}}</ref>

Ḍād ist ein [[Sonnenbuchstabe]], das heißt, der vorstehende bestimmte [[Artikel (Wortart)|Artikel]] ''al-'' wird zu ''aḍ-'' [[Assimilation (Phonologie)|assimiliert]] (Beispiel: {{arF|الضيف&lrm;|d=aḍ-ḍaif|b=der Gast}}).

=== Ḍād bei den arabischen Grammatikern ===
Die erste Einteilung der Laute des Arabischen nach ihrem {{arF|d=maḫraǧ|1=مخرج&lrm;|b=Artikulationsort}} findet sich in [[al-Chalīl ibn Ahmad|al-Farāhīdīs]] ''Kitāb al-ʿAin'' (8. Jahrhundert). Ḍād gilt hier gemeinsam mit [[Schin (Arabischer Buchstabe)|Šīn]] ({{ar|ش&lrm;}}) und [[Dschim (Arabischer Buchstabe)|Ǧīm]] ({{ar|ج&lrm;}}) als {{arF|شجرية&lrm;|d=šaǧrīya}}, was sich als schwierig zu definieren erwies: Der Orientalist [[Henri Fleisch]] beschrieb ''šaǧrīya'' in der [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition|Encyclopaedia of Islam]] als {{" |lang=en |Text=commissure of the lips |Übersetzung=[[Kommissur]] der Lippen}}<ref name="EI">{{Literatur |Autor=Henri Fleisch |Hrsg=B. Lewis, Ch. Pellat, J. Schacht |Titel=Ḍād |Sammelwerk=The Encyclopaedia of Islam. New Edition |Band=Volume II, C – G |Verlag=Brill/Luzac |Ort=Leiden/London |Datum=1965 |Seiten=75}}</ref>, der Sprachwissenschaftler [[Karl Richard Lepsius|Richard Lepsius]] als „zwischen Kinnbacken oder Backenzähnen gebildet“.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Lepsius |Titel=Über die arabischen Sprachlaute und deren Umschrift: nebst einigen Erläuterungen über den harten i-Vocal in den tartarischen, slavischen und der rumänischen Sprache |Sammelwerk=Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Philol.-hist. Abhandlungen |Verlag=Dümmler |Datum=1861 |Seiten=115}}</ref> A. A. al-Nassir setzt ''šaǧrīya'' mit dem [[Palatum#Harter Gaumen|harten Gaumen]] gleich.<ref name="Sib15">{{Literatur |Autor=A. A. al-Nassir |Titel=Sibawayh the Phonologist. A critical study of the phonetic and phonological theory of Sibawayh as presented in his treatise ''Al-Kitab'' |Reihe=Library of Arabic Linguistics |BandReihe=Monograph No. 10 |Verlag=Kegan Paul International |Ort=London/New York |Datum=1993 |ISBN=0-7103-0356-4 |Seiten=15}}</ref>

Eine weitere, detailliertere Studie zu den arabischen Phonemen findet sich in [[Sibawaih|Sībawaihs]] ''al-Kitāb'', wo – ebenfalls im 8. Jahrhundert – der Artikulationsort des Ḍād wie folgt beschrieben wird:

{{Zitat-ar|ومن بين أول حافة اللسان وما يليه من الأضراس مخرج الضاد|[[Sibawaih|Sībawaih]]|''al-Kitāb''|ref=<ref>zitiert nach {{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Naphtali Kinberg, Leah Kinberg, Kees Versteegh |Titel=Introduction |TitelErg=(Kapitel: Naphtali Kinberg: ''Treatise on the pronunciation of the Ḍād'') |Sammelwerk=Studies in the Linguistic Structure of Classical Arabic |Reihe=Studies in Semitic Languages and Linguistics Series |Band=vol. 31 |Verlag=Brill |Ort=Leiden/Boston/Köln |Datum=2001 |ISBN=90-04-11765-2 |ISSN=0081-8461 |Seiten=197}}</ref>|Umschrift=''wa-min baina auwal ḥāffat al-lisān wa-mā yalīhi min al-aḍrās maḫraǧ aḍ-ḍād''|Übersetzung=Und zwischen dem ersten Teil des Zungenrandes und den anliegenden Molaren ist der Artikulationsort des Ḍād}}

Ḍād gilt hier so wie [[Lam (Arabischer Buchstabe)|Lām]] ({{ar|ل&lrm;}}) als {{arF|حرف حافة اللسان&lrm;|d=ḥarf ḥāffat al-lisān|b=Zungenrandbuchstabe}}<ref>{{Literatur |Autor=Richard Lepsius |Titel=Über die arabischen Sprachlaute und deren Umschrift: nebst einigen Erläuterungen über den harten i-Vocal in den tartarischen, slavischen und der rumänischen Sprache |Sammelwerk=Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Philol.-hist. Abhandlungen |Verlag=Dümmler |Datum=1861 |Seiten=119}}</ref>, sei jedoch etwas tiefer als Lām zu artikulieren. Sībawaih führte auch eine abweichende, nicht näher beschriebene, aber inakzeptable Aussprache als {{arF|ضاد ضعيفة&lrm;|d=ḍād ḍaʿīfa|b=schwaches Ḍād}} an,<ref name="Sib15" /> dessen genauer Lautwert nicht endgültig geklärt ist.<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Naphtali Kinberg, Leah Kinberg, Kees Versteegh |Titel=Introduction |TitelErg=(Kapitel: Naphtali Kinberg: ''Treatise on the pronunciation of the Ḍād'') |Sammelwerk=Studies in the Linguistic Structure of Classical Arabic |Reihe=Studies in Semitic Languages and Linguistics Series |Band=vol. 31 |Verlag=Brill |Ort=Leiden/Boston/Köln |Datum=2001 |ISBN=90-04-11765-2 |ISSN=0081-8461 |Seiten=198}}</ref> Etwa 500 Jahre nach Sībawaih beschrieb [[Ibn Yaʿīsch]] das „schwache Ḍād“ in der Aussprache mancher Fremder als dem [[Ṭāʾ]] entsprechend.<ref name="AiCA22">{{Literatur |Autor=Abdulrahman Ibrahim Alfozan |Titel=Assimilation in Classical Arabic. A phonological study |TitelErg=A thesis submitted to the Faculty of Arts of the university of Glasgow in fulfilment of the requirements for the degree of Doctor of Philosophy |Datum=1989 |Seiten=22 |Online=[http://theses.gla.ac.uk/1144/1/1989alfozanphd.pdf online] |Format=PDF |KBytes=9200 |Abruf=2014-10-16}}</ref>

Sībawaih ordnete Ḍād der Gruppe der {{arF|مجهورة&lrm;|d=maǧhūra|b=lauten}} Konsonanten zu, die von verschiedenen Orientalisten als „stimmhaft“ gedeutet wurden und sich laut Sībawaih dadurch kennzeichnen, nicht geflüstert werden zu können. Weiters gilt Ḍād in seinem System als {{arF|رخوة&lrm;|d=riḫwa|b=lose, locker, weich}}<ref>{{Literatur |Autor=A. A. al-Nassir |Titel=Sibawayh the Phonologist. A critical study of the phonetic and phonological theory of Sibawayh as presented in his treatise ''Al-Kitab'' |Reihe=Library of Arabic Linguistics |BandReihe=Monograph No. 10 |Verlag=Kegan Paul International |Ort=London/New York |Datum=1993 |ISBN=0-7103-0356-4 |Seiten=35–39}}</ref>, von Lepsius als „[[frikativ]]“ gedeutet.<ref>{{Literatur |Autor=Richard Lepsius |Titel=Über die arabischen Sprachlaute und deren Umschrift: nebst einigen Erläuterungen über den harten i-Vocal in den tartarischen, slavischen und der rumänischen Sprache |Sammelwerk=Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Philol.-hist. Abhandlungen |Verlag=Dümmler |Datum=1861 |Seiten=120f}}</ref> Die Gruppe der vier emphatischen Phoneme deckt sich mit den {{arF|مطبقة&lrm;|d=muṭbaqa|b=geschlossenen}} Konsonanten Sībawaihs, die gemeinsam mit den [[Uvular]]en die Gruppe der {{arF|مستعلية&lrm;|d=mustaʿlīya|b=erhöhenden}} Konsonanten bilden, welche die Färbung der Vokale beeinflussen.<ref>{{Literatur |Autor=A. A. al-Nassir |Titel=Sibawayh the Phonologist. A critical study of the phonetic and phonological theory of Sibawayh as presented in his treatise ''Al-Kitab'' |Reihe=Library of Arabic Linguistics |BandReihe=Monograph No. 10 |Verlag=Kegan Paul International |Ort=London/New York |Datum=1993 |ISBN=0-7103-0356-4 |Seiten=50f}}</ref>

Spätere Autoren wiederholten in der Regel die von Sībawaih aufgestellten Definitionen<ref name="Sib44">{{Literatur |Autor=A. A. al-Nassir |Titel=Sibawayh the Phonologist. A critical study of the phonetic and phonological theory of Sibawayh as presented in his treatise ''Al-Kitab'' |Reihe=Library of Arabic Linguistics |BandReihe=Monograph No. 10 |Verlag=Kegan Paul International |Ort=London/New York |Datum=1993 |ISBN=0-7103-0356-4 |Seiten=44}}</ref>, doch infolge des Zusammenfallens der Phoneme {{Phonem|ḍ}} und {{Phonem|ẓ}} in arabischen Dialekten kam es zu einem neuerlichen Interesse der arabischen Grammatiker am Ḍād: Zwischen dem 10. und 18. Jahrhundert entstanden mehr als 30 Traktate über seine Unterscheidung vom [[Za (Arabischer Buchstabe)|Ẓāʾ]]. Die frühesten dieser Schriften sind als Versuch zu verstehen, die Sprache des Islam zu bewahren und Lesern zu helfen, die beiden Phoneme zu unterscheiden. Spätere Werke aus diesem Genre waren stärker philologisch ausgerichtet oder fokussierten auf die korrekte Rezitation des Koran. In einem der philologischen Texte, verfasst von Ibn Suhail im 11. Jahrhundert, wird die Aussprache des Ḍād als aus dem linken oder rechten Mundwinkel mit der Mitte der Zunge beschrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Jonathan A.C. Brown |Titel=New Data on the Delateralization of Ḍād and its Merger with Ẓā’ in Classical Arabic: Contributions from Old South Arabian and the Earliest Islamic Texts on Ḍ / Ẓ Minimal Pairs |Sammelwerk=Journal of Semitic Studies |Band=vol. LII |Nummer=2 |Datum=2007 |ISSN=0022-4480 |Seiten=345–352 |Online=[http://www.drjonathanbrown.com/wp-content/uploads/2011/08/New-Data-on-the-Delateralization-of-Dad-and-Za.pdf online] |Format=PDF |KBytes=661 |Abruf=2014-03-27}}</ref>

Das Ḍād des Modernen Standard-Arabisch gilt im Gegensatz zum „klassischen“ Ḍād nicht als ''riḫwa'', sondern als {{arF|شديدة&lrm;|d=šadīda|b=hart, Plosiv}}.<ref>{{Literatur |Autor=Ramaḍān ʿAbd at-Tawwāb |Titel={{ar|مشكلة الضاد العربية وتراث الضاد والظاء&lrm;}} |Sammelwerk={{ar|مجلة المجمع العلمي العراقي&lrm;}} |Band=Bd. 21 |Verlag={{ar|مطبعة المجمع العلمي العراقي&lrm;}} |Datum=1971}}</ref> Anders als das Moderne Standard-Arabisch kannte das von Sībawaih beschriebene [[Klassisches Arabisch|klassische Arabisch]] kein nicht-emphatisches Gegenstück zum Ḍād. Der Arabist [[Cornelis H. M. Versteegh|Kees Versteegh]] argumentiert daraus, dass {{Phonem|ḍ}} ein Phonem ''sui generis'' darstellte<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Naphtali Kinberg, Leah Kinberg, Kees Versteegh |Titel=Introduction |TitelErg=(Kapitel: Naphtali Kinberg: ''Treatise on the pronunciation of the Ḍād'') |Sammelwerk=Studies in the Linguistic Structure of Classical Arabic |Reihe=Studies in Semitic Languages and Linguistics Series |Band=vol. 31 |Verlag=Brill |Ort=Leiden/Boston/Köln |Datum=2001 |ISBN=90-04-11765-2 |ISSN=0081-8461 |Seiten=198}}</ref>, Edward Y. Odisho hingegen, dass Sībawaihs Zuordnungen fehlerhaft sind.<ref>{{Literatur |Autor=E. Y. Odisho |Titel=An Aerodynamic, Proprioceptive and Perceptual Interpretation of Sībawayhi’s Misplacement of /{{ar|ط&lrm;}}/ and /{{ar|ق&lrm;}}/ with Majhūra Consonants |Sammelwerk=Zeitschrift für Arabische Linguistik |Band=Heft 52 |Datum=2010 |ISSN=0170-026X |Seiten=45f}}</ref>

{{Zitat-ar|ولولا الإطباق لصارت الطاء دالا والصاد سينا والظاء ذالا ولخرجت الضاد من الكلام لأنه ليس شيء من موضعها غيرها|[[Sibawaih|Sībawaih]]|''al-Kitāb''|ref=<ref>zitiert nach {{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Naphtali Kinberg, Leah Kinberg, Kees Versteegh |Titel=Introduction |TitelErg=(Kapitel: Naphtali Kinberg: ''Treatise on the pronunciation of the Ḍād'') |Sammelwerk=Studies in the Linguistic Structure of Classical Arabic |Reihe=Studies in Semitic Languages and Linguistics Series |Band=vol. 31 |Verlag=Brill |Ort=Leiden/Boston/Köln |Datum=2001 |ISBN=90-04-11765-2 |ISSN=0081-8461 |Seiten=198}}</ref>|Umschrift=''wa-laulā l-iṭbāq la-ṣārat aṭ-ṭāʾ dālan wa-ṣ-ṣād sīnan wa-ẓ-ẓāʾ ḏālan wa-la-ḫaraǧat aḍ-ḍād min al-kalām li-annahu laisa šaiʾ min mauḍiʿihā ġairuhā''|Übersetzung=Und wenn die Emphase nicht wäre, würde aus dem Ṭāʾ ein Dāl und aus dem Ṣād ein Sīn und aus dem Ẓāʾ ein Ḏāl und Ḍād würde aus der Sprache verschwinden, da kein anderer Laut am selben Ort ist}}

Die Eigenschaften des von Sībawaih beschriebenen Ḍād sowie die Schwierigkeiten der Nicht-Araber, den Laut korrekt zu artikulieren, trugen dazu bei, dass die arabische Sprache als {{arF|لغة الضاد&lrm;|d=luġat aḍ-ḍād|b=Sprache des Ḍād}} und die Araber als {{arF|المتكلمون بالضاد&lrm;|d=al-mutakallimūn bi-ḍ-ḍād|b=Ḍād-Sprecher}} und {{arF|أهل الضاد&lrm;|d=ahl aḍ-ḍād|b=Leute des Ḍād}} bekannt wurden. [[Ibn Dschinni|Ibn Dschinnī]], ein Grammatiker des 10. Jahrhunderts, schrieb dazu, dass {{Phonem|ḍ}} den Arabern alleine gehöre und kaum in der Sprache der ''[[ʿAdscham]]'' zu finden sei<ref name="identity">{{Literatur |Autor=Yasir Suleiman |Titel=The Arabic Language and National Identity: A Study in Ideology |Verlag=Edinburgh University Press |Ort=Edinburgh |Datum=2003 |ISBN=0-7486-1707-8 |Seiten=59}}</ref>, um 1400 bezeichnete [[Ibn al-Dschazarī]] {{Phonem|ḍ}} als den schwierigsten der arabischen Sprachlaute.<ref name="AiCA22" /> Das Phonem {{Phonem|ḍ}} – in Wahrheit eins der am wenigsten häufig vorkommenden in der arabischen Sprache<ref>{{Internetquelle |url=http://www.intellaren.com/articles/en/a-study-of-arabic-letter-frequency-analysis |titel=A study of Arabic letter frequency analysis |hrsg=intellaren.com |zugriff=2014-03-30 |sprache=en}}</ref> – wurde zu {{" |lang=en |Text=an authenticating emblem, a border guard and a defining symbol of group identity |Autor=Yasir Suleiman |Übersetzung=einem authentifizierenden Emblem, einer Grenzwache und einem prägenden Symbol der [[Gruppenidentität]]}}.<ref name="identity" />

=== Ḍād in der Koranrezitation ===
Die [[Orthoepie|orthoepischen]] Regeln des [[Tadschwīd]], der rituellen, sorgfältigen Rezitation des [[Koran]], basieren auf der als {{arF|إسناد&lrm;|d=[[Isnād]]}} bezeichneten mündlichen Überlieferungskette seit dem Propheten [[Mohammed]]. So soll die von [[Allah]] offenbarte, ursprüngliche Aussprache des Ḍād ungeachtet dialektaler und hochsprachlicher Lautwandel bis in die Gegenwart tradiert worden sein.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.therightfulrecital.com/2014/03/13/clearing-the-confusion-behind-%D8%B6-part-5-the-bidah-%D8%B6-and-its-bogus-sanad/ |titel=Clearing the Confusion behind {{ar|ض&lrm;}} {{!}} Part 5: The Bid’ah {{ar|ض&lrm;}} and its Bogus Sanad |hrsg=therightfulrecital.com |datum=2014-03-13 |zugriff=2014-10-17 |sprache=en}}</ref>

Diese Regeln erlauben das Artikulieren des Ḍād sowohl mit der linken, der rechten oder beiden Zungenkanten, verlangen jedoch das Verwenden des hinteren Teils der Zunge, die die [[Molar (Zahn)|Molaren]] berühren muss. Danach wird die Zunge nach vorne gedrückt und angehoben, wodurch der Laut {{arF|مفخم&lrm;|d=mufaḫḫam|b=velarisiert, pharyngalisiert}} wird.<ref name="side" />

Ḍād ist im Tadschwīd wie in Sībawaihs Grammatik ''riḫwa'' – worin es sich vom Ḍād der [[Generative Grammatik|generativen Phonologie]] zur modernen Hochsprache unterscheidet<ref>{{Internetquelle |autor=Ebrahim Safa’ie |url=http://www.iium.edu.my/ilc/?download=10-e08.pdf |titel=Muslims’ Contributions to the Modern Linguistics: The Descriptive Framework of Tajweed of the Holy Qur’an and the Generative Phonology in Contrast |hrsg=[[International Islamic University Malaysia|iium.edu.my]] |seiten=16–18, 23 |zugriff=2014-10-18 |format=PDF-Datei, 607&nbsp;kB |sprache=en}}</ref> – und ''maǧhūra''. Zwei weitere {{arF|صفات&lrm;|d=ṣifāt|b=Eigenschaften}} des Ḍād im koranischen Arabisch sind die {{arF|استطالة&lrm;|d=istiṭāla|b=In-die-Länge-Ziehen}}, ein nur beim Ḍād zu beobachtendes Ausdehnen des Artikulationsprozess vom hinteren Ende des Zunge bis zum Entstehungsort des [[Lam (Arabischer Buchstabe)|Lām]] ({{ar|ل&lrm;}}; {{Phonem|l}}) an den [[Schneidezähne]]n<ref>{{Literatur |Autor=[[Ali ibn Sulaiman al-Mansuri|ʿAlī ibn Sulaimān al-Mansūrī]] |Hrsg=Naphtali Kinberg, Leah Kinberg, Kees Versteegh |Titel=Treatise on the pronunciation of the Ḍād |TitelErg=Kommentiert von Naphtali Kinberg und mit einem Vorwort von Kees Versteegh |Sammelwerk=Studies in the Linguistic Structure of Classical Arabic |Reihe=Studies in Semitic Languages and Linguistics Series |Band=vol. 31 |Verlag=Brill |Ort=Leiden/Boston/Köln |Datum=2001 |ISBN=90-04-11765-2 |ISSN=0081-8461 |Seiten=211f |Originaltitel={{ar|رسالة قي كيفية النطق بالضاد&lrm;}} |Originalsprache=ar |Übersetzer=Naphtali Kinberg}}</ref>, und {{arF|إخفاء&lrm;|d=iḫfāʾ|b=Verstecken}}, das Reduzieren eines voranstehenden {{Phonem|n}}-Lautes ([[Tanwin|Tanwīn]] oder [[Nun (Arabischer Buchstabe)|Nūn]] mit [[Sukūn]]) zur {{arF|غنة&lrm;|d=ġunna|b=[[Nasalierung]]}}.<ref>{{Literatur |Autor=Abdulrahman Ibrahim Alfozan |Titel=Assimilation in Classical Arabic. A phonological study |TitelErg=A thesis submitted to the Faculty of Arts of the university of Glasgow in fulfilment of the requirements for the degree of Doctor of Philosophy |Datum=1989 |Seiten=13, 103f |Online=[http://theses.gla.ac.uk/1144/1/1989alfozanphd.pdf online] |Format=PDF |KBytes=9200 |Abruf=2014-10-16}}</ref> An bestimmten Stellen des Koran sprechen Koranrezitatoren – abhängig von der [[Lesarten des Korans|Lesart]] – infolge von {{arF|إدغام&lrm;|d=idġām|b=Verschmelzung, Assimilation}} unmittelbar vor Ḍād stehende Konsonanten wie Ḍād und an einer Stelle Ḍād wie den nachfolgenden Konsonanten als [[Šīn]] aus.<ref>{{Literatur |Autor=Imām Jalāl-al-Dīn ʿAbd al-Raḥmān [[as-Suyūtī|al-Suyūṭī]] |Titel=The Perfect Guide to the Sciences of the Qurʾān. Al-Itqān fī ʿulūm al-qurʾān |Band=vol. 1 |Verlag=Muḥammad bin Hamad Al-Thani Center for Muslim Contribution to Civilization/Garnet Publishing |Ort=Reading |Datum=2011 |ISBN=978-1-85964-241-2 |Kapitel=Chapter thirty-one: Assimilation and Conserving; Suppression and Metathesis |Seiten=233–240 |Originaltitel=الإتقان في علوم القرآن |Originalsprache=ar |Übersetzer=Ḥamid Algar, Michael Schub, Ayman Abdel Ḥaleem}}</ref>

Ein häufiger Fehler, der auch bei manchen [[Araber]]n auftritt, ist das Verwenden eines falschen [[Artikulationsort]]s, wodurch der entstehende Laut dem Phonem {{Phonem|d}} oder {{Phonem|ẓ}} entspricht.<ref name="side">{{Internetquelle |url=http://www.abouttajweed.com/sidetongue.htm |titel=The Side of the Tongue |hrsg=abouttajweed.com |zugriff=2014-03-25 |sprache=en}}</ref>

=== Rekonstruktion des „klassischen“ Ḍād ===
Da die Angaben der frühen arabischen Grammatiker zum Ḍād nicht seiner Aussprache in der modernen Hochsprache entsprechen, postulieren zahlreiche Wissenschaftler einen Lautwandel, dessen Zeitpunkt jedoch ebenso nicht geklärt ist wie die phonetische Qualität des „klassischen“ Ḍād.

Der Orientalist [[Edward Lipiński (Orientalist)|Edward Lipiński]] und der Linguist [[Sabatino Moscati]] sehen das arabische Phonem {{Phonem|ḍ}} als Weiterentwicklung des [[Protosemitisches Alphabet|protosemitischen]] {{Phonem|ṣ}}, das Lipiński als [[Stimmloser lateraler alveolarer Frikativ|stimmlosen lateralen alveolaren Frikativ]] {{IPA-Phon|ɬ}} deutet.<ref>{{Literatur |Autor=[[Kees Versteegh]] |Hrsg=Kees Versteegh |Titel=Ḍād |Sammelwerk=Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics |Band=Volume I, A – Ed |Verlag=Brill |Ort=Leiden |Datum=2006 |ISBN=90-04-14973-2 |Seiten=544}}</ref> Anderen Interpretationen zufolge handelte es sich um einen stimmhaften emphatischen [[Interdentaler Laut|interdentalen Laut]].<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=273}}</ref>

Die Ausführungen Sībawaihs lassen keine eindeutige Rekonstruktion des Lautwerts des „klassischen“ Ḍād zu, geben jedoch Hinweise, die über die bloße Zuordnung in die zuvor beschriebenen Kategorien hinausgehen. [[Kees Versteegh]] zufolge muss „ein bestimmtes Maß an [[Lateral (Phonetik)|Lateralität]]“ vorgelegen haben und begründet dies dadurch, dass Sībawaih die Rolle des Zungenrandes hervorgehoben hat und dass Ḍād laut Sībawaih im Gegensatz zu den anderen emphatischen Konsonanten im Arabischen kein nicht-emphatisches Gegenstück habe.<ref name="LW274">{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=274}}</ref> Der laut [[Henri Fleisch]] „wahrscheinlichste“ Lautwert des „klassischen“ Ḍād ist der stimmhafte lateralisierte velarisierte interdentale Frikativ,<ref name="EI" /> der Linguist [[Charles A. Ferguson]] geht hingegen von einem lateralen oder lateralisierten Plosiv oder [[Affrikat]] aus.<ref>{{Literatur |Autor=Charles A. Ferguson |Titel=The Arabic Koine |Sammelwerk=Language |Band=vol. 35 |Nummer=4 |Datum=1959 |ISSN=0097-8507 |Seiten=630}}</ref> Für Versteegh wäre die lateralisierte Artikulation ein Alleinstellungsmerkmal, das die Bezeichnung des Arabischen als „Ḍād-Sprache“ verständlich macht;<ref name="LW274" /> [[Chaim Rabin]] rekonstruierte für eine Frühform des arabischen Lautinventars vier Dreier-Sets aus je einem stimmhaften, stimmlosen und emphatischen Konsonanten und gruppierte Ḍād mit [[Schin (Arabischer Buchstabe)|Šīn]] ({{ar|ش&lrm;}}) und [[Lam (Arabischer Buchstabe)|Lām]] ({{ar|ل&lrm;}}) zu einer retroflexen/lateralen Gruppe.<ref>{{Literatur |Autor=Jonathan A.C. Brown |Titel=New Data on the Delateralization of Ḍād and its Merger with Ẓā’ in Classical Arabic: Contributions from Old South Arabian and the Earliest Islamic Texts on Ḍ / Ẓ Minimal Pairs |Sammelwerk=Journal of Semitic Studies |Band=vol. LII |Nummer=2 |Datum=2007 |ISSN=0022-4480 |Seiten=340 |Online=[http://www.drjonathanbrown.com/wp-content/uploads/2011/08/New-Data-on-the-Delateralization-of-Dad-and-Za.pdf online] |Format=PDF |KBytes=661 |Abruf=2014-03-27}}</ref> Manche Gelehrte lehnen die Annahme einer lateralen Komponente hingegen ab.<ref name="LW274" />

[[Datei:Rua Alcalde Fermin Casares Teijeiro.001 - A Coruña.jpg|mini|Das Wort ''[[Alkalde|alcalde]]'' („Bürgermeister“) der [[Iberoromanische Sprachen|iberoromanischen Sprachen]], abgeleitet aus ''[[Qadi|al-qāḍī]]'', gilt als Indiz für eine früher laterale Aussprache des Ḍād]]
Die [[sprachvergleich]]ende Analyse arabischer [[Lehnwort|Lehnwörter]] in zahlreichen Sprachen unterstützt jedoch die Theorie einer lateralen oder lateralisierten Aussprache des „klassischen“ Ḍād. Ein Hinweis dafür findet sich bereits im [[Akkadische Sprache|Akkadischen]], wo der Name der [[Altarabische Gottheiten|altarabischen Göttin]] {{arF|d=Ruḍāʾ|1=رضاء&lrm;}} als ''Ruldāʾu'' wiedergegeben wurde. Auch in rezenten Sprachen, die historisch [[Sprachkontakt|in Kontakt]] mit der arabischsprachigen Welt kamen, finden sich Hinweise, so im [[Spanische Sprache|spanischen]] ''{{lang|es|aldea}}'' (aus {{arF|الضيعة&lrm;|d=aḍ-ḍaiʿa|b=Dorf}}; [[Portugiesische Sprache|portugiesisch]] ''{{lang|pt|aldeia}}''), im [[Hausa (Sprache)|Hausa]]-Begriff ''{{lang|ha|àlƙáalíi}}'' (von {{arF|القاضي&lrm;|d=al-qāḍī|b=Richter}}), im [[Indonesische Sprache|indonesischen]] ''{{lang|id|perlu}}'' („notwendig“, von {{arF|فرض&lrm;|d=farḍ|b=Pflicht}})<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=273–282}}</ref> und im [[tamil]]ischen ''paṟulu/paṟuḷu'' („Pflicht“, ebenfalls von {{arF|فرض&lrm;|d=farḍ}}).<ref>{{Literatur |Autor=Torsten Tschacher |Hrsg=Kees Versteegh |Titel=Tamil |Sammelwerk=Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics |Band=IV |Verlag=Brill |Ort=Leiden |Datum=2009 |Seiten=433–436}}</ref>

Im [[Amharische Sprache|Amharischen]] und [[Somali (Sprache)|Somali]] hingegen sind keine derartigen Beispiele bekannt und auch im Indonesischen konnte sich {{Phonem|l}} für Ḍād nur in wenigen Begriffen durchsetzen, während in anderen Worten mehrere Aussprachevarianten existieren oder {{Phonem|d}} beziehungsweise wie im persischen {{Phonem|z}} zum Standard wurde. Versteegh deutet Wörter mit {{Phonem|l}} für Ḍād als ältere Entlehnungen<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=279–283}}</ref>, wohingegen Torsten Tschacher die {{Phonem|l}}-Reflexe im Indonesischen damit begründet, dass sie Übernahmen aus dem Tamilischen sind, das als Vermittlersprache fungierte.<ref>{{Literatur|Autor=[[Nikolaos van Dam]]|Titel=Arabic loanwords in Indonesian revisited|Sammelwerk=Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde (BKI)|Band=166|Nummer=2/3|Datum=2010|Seiten=226–230|ISSN=0006-2294|Online=[http://www.nikolaosvandam.com/pdf/article/20100828nvdamarticle01us.pdf online]|Format=PDF|Abruf=2018-03-28}}</ref>

Zur Frage, wie der Lautwechsel vonstattenging, konkurrieren verschiedene Lehrmeinungen, zudem wird in mehreren Modellen versucht, eine Verbindung mit dem Zusammenfall der Phoneme {{Phonem|ḍ}} und {{Phonem|ẓ}} in den arabischen Dialekten herzustellen. Versteegh sieht Anzeichen dafür, dass für Ḍād schon in der vorislamischen Zeit verschiedene Aussprachevarianten existierten und der Phonemzusammenfall regional schon damals seinen Anfang nahm, das laterale Ḍād sei im Süden Arabiens jedoch länger üblich geblieben. Das Vorkommen lateraler Laute für Ḍād in arabischen Lehnwörtern sei darauf zurückzuführen, dass Akteure und Stämme aus dem südlichen Arabien bei der [[Islamische Expansion|Ausbreitung des Islam]] und im Handel eine tragende Rolle spielten.<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=283f}}</ref> Andere Autoren datieren den Wandel in die frühislamische Zeit zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert, sind sich jedoch uneinig über die genaue Abfolge des Wandels des lateralen Ḍād zum modernen {{Phonem|ḍ}} und des Phonemzusammenfalls.<ref>{{Literatur |Autor=Jonathan A.C. Brown |Titel=New Data on the Delateralization of Ḍād and its Merger with Ẓā’ in Classical Arabic: Contributions from Old South Arabian and the Earliest Islamic Texts on Ḍ / Ẓ Minimal Pairs |Sammelwerk=Journal of Semitic Studies |Band=vol. LII |Nummer=2 |Datum=2007 |ISSN=0022-4480 |Seiten=338–341 |Online=[http://www.drjonathanbrown.com/wp-content/uploads/2011/08/New-Data-on-the-Delateralization-of-Dad-and-Za.pdf online] |Format=PDF |KBytes=661 |Abruf=2014-03-27}}</ref>

=== Ḍād in arabischen Dialekten ===
[[Kees Versteegh]] zufolge sind die Phoneme {{Phonem|ḍ}} und {{Phonem|ẓ}} in allen modernen [[Arabische Dialekte|arabischen Dialekten]] zusammengefallen: In den meisten [[Beduinen]]-Dialekten werde Ḍād wie Ẓāʾ als {{Phonem|ẓ}} artikuliert, in den meisten sesshaften Dialekten hingegen Ẓāʾ wie Ḍād als {{Phonem|ḍ}}.<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=275}}</ref> Der [[Computerlinguistik|Computerlinguist]] Nizar Y. Habash hingegen beschreibt ein Zusammenfallen zugunsten von {{Phonem|ḍ}} im [[Ägyptisches Arabisch|ägyptischen Arabisch]] und in der [[Levante]] sowie zu {{Phonem|ẓ}} im [[Irakisch-Arabisch]] und [[Golf-Arabisch]].<ref>{{Literatur |Autor=Nizar Y. Habash |Titel=Introduction to Arabic Natural Language Processing |Reihe=Synthesis lectures on human language technologies, vol. 10 |Verlag=Morgan & Claypool Publishers |Datum=2010 |ISBN=1-59829-795-3 |ISSN=1947-4059 |Seiten=30}}</ref>

Eine Ausnahme dieses Phonemzusammenfalls stellen Sprachformen im Süden der Arabischen Halbinsel dar. [[Carlo Landberg]] analysierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, dass sich das klassische Ḍād im Dialekt von [[Dathina]], Jemen, zu {{Phonem|ḷ}}, einem emphatischen [[Lateral (Phonetik)|Lateral]] entwickelt habe.<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣ |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997) |Reihe=Israel Oriental Studies XIX |Verlag=Eisenbrauns |Datum=1999 |ISBN=1-57506-045-0 |ISSN=0334-4401 |Seiten=276}}</ref> Jüngeren Forschungen zufolge finden sich auch in [[rezent]]en arabischen Dialekten aus der saudi-arabischen [[Tihama]] pharyngalisierte Laterallaute, die in den meisten Fällen auf das hocharabische {{Phonem|ḍ}}, seltener auf {{Phonem|ẓ}} zurückzuführen sind. Diese Laterale wurden teils als [[Sonorant]], teils als [[Frikativ]] sowie als [[stimmhaft]] und [[stimmlos]] identifiziert – eine Bandbreite, die Ähnlichkeiten zum emphatischen Laterallaut des nicht näher verwandten [[Neusüdarabische Sprachen|neusüdarabischen]] [[Mehri]] aufweist. In zwei der untersuchten Tihama-Dialekte ließ sich eine Unterscheidung von [[Kognat]]en von {{Phonem|ḍ}} und {{Phonem|ẓ}} feststellen.<ref>{{Literatur |Autor=Janet C. E. Watson, Munira Al-Azraqi |Titel=Lateral fricatives and lateral emphatics in southern Saudi Arabia and Mehri |Sammelwerk=Proceedings of the Seminar for Arabian Studies |WerkErg=Papers from the forty-fourth meeting of the Seminar for Arabian Studies held at the British Museum, London, 22 to 24 July 2010 |Band=vol. 41 |Verlag=Archaeopress |Ort=Oxford |Datum=2011 |ISBN=978-1-905739-40-0 |ISSN=0308-8421 |Seiten=426–432 |Online=[http://usir.salford.ac.uk/17630/1/Watson_and_al-Azraqi.pdf online] |Format=PDF |KBytes=2900}}</ref> In Bezug auf einen der von ihr identifizierten Laute, einen emphatischen stimmhaften [[alveopalatal]]en frikativen Lateral, folgerte Munira Al-Azraqi: {{" |lang=en |Text=This sound has the same features as that described by the ancient grammarians. It is the ancient classical ''ḍād''. |Autor=Munira Al-Azraqi<ref>{{Literatur |Autor=Munira Al-Azraqi |Titel=The Ancient Ḍād in Southwest Saudi Arabia |Sammelwerk=Arabica |Band=vol. 57 |Nummer=1 |Verlag=Brill |Ort=Leiden |Datum=2010 |ISSN=0570-5398 |Seiten=66}}</ref> |Übersetzung=Dieser Laut hat dieselben Charakteristika, wie sie von den alten Grammatikern beschrieben wurden. Es ist das alte, klassische ''Ḍād''.}}

Deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen arabischen Dialekten finden sich in der Auswirkung eines emphatischen Konsonanten auf die umgebenden Laute, im Englischen genannt {{" |lang=en |Text=emphasis spread |Übersetzung=Emphasenausbreitung}}. Im [[Kairinisch]]en bewirkt ein emphatischer Konsonant in der Regel, dass das gesamte Wort emphatisch artikuliert wird, in manchen Dialekten reicht die Auswirkung bis ins vorstehende oder nachfolgende Wort. Im saudi-arabischen [[Abha]] hingegen reicht “emphasis spread” meist nur bis zum anliegenden Vokal.<ref>{{Literatur |Autor=Zeki Majeed Hassan, John H. Esling |Hrsg=Zeki Majeed Hassan, Barry Heselwood |Titel=Investigating the emphatic feature in Iraqi Arabic. Acoustic and articulatory evidence of coarticulation |Sammelwerk=Instrumental Studies in Arabic Phonetics |Reihe=Current Issues in Linguistic Theory |Band=vol. 319 |Verlag=John Benjamins Publishing |Ort=Amsterdam/Philadelphia |Datum=2011 |ISBN=90-272-8322-2 |ISSN=0304-0763 |Seiten=220}}</ref> Einzelne Dialekte wie das [[Zyprisches Arabisch|zyprische Arabisch]] kennen keine emphatischen Laute.<ref>{{Literatur |Autor=Kees Versteegh |Titel=The Arabic Language |Verlag=Edinburgh University Press |Ort=Edinburgh |Datum=2001 |ISBN=0-7486-1436-2 |Seiten=212}}</ref>

== Umschrift ==
In vielen einflussreichen [[Normung|Normen]] zur [[Transliteration]] der arabischen Schrift kennzeichnet ein [[Punkt (Unterzeichen)|untergesetzter Punkt]] die emphatische Aussprache. So sieht die Umschrift der [[Deutsche Morgenländische Gesellschaft|DMG]] ein {{Graphem|[[ḍ]]}} für die Übertragung eines Ḍād in [[Lateinisches Schriftsystem|Lateinschrift]] vor, jedoch ist auch die Verwendung eines unter das Konsonantenzeichen gesetzten [[Trema]]s zur Verdeutlichung der Emphase zulässig, um eine Verwechslung mit der Umschrift von [[Retroflex|Zerebrallauten]] zu vermeiden.<ref>{{Literatur |Autor=[[Deutsche Morgenländische Gesellschaft]] |Titel=Die Transliteration der arabischen Schrift in ihrer Anwendung auf die Hauptliteratursprachen der islamischen Welt |TitelErg=Denkschrift dem 19. internationalen Orientalistenkongreß in Rom |Ort=Leipzig |Datum=1935 |Online=[http://www.aai.uni-hamburg.de/voror/Material/dmg.pdf online] |Format=PDF |KBytes=1300 |Abruf=2014-03-25}}</ref>

In der [[Bahai-Transkription]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.intellectbooks.co.uk/MediaManager/File/Bahai%20Studies%20Review%20Manuscript%20Preparation%20Guide%202014.pdf |titel=Baha’i Studies Review: Contributor and Manuscript Preparation Guidelines |hrsg=Baha’i Studies Review |zugriff=2014-07-16 |format=PDF-Datei, 293&nbsp;kB |sprache=en}}</ref>, bei der auf der DMG-Umschrift basierenden [[DIN 31635]], bei [[ISO 233]], in der [[ALA-LC-Transkription]] und in der [[The Encyclopaedia of Islam. New Edition|Encyclopaedia of Islam]] wird Ḍād ebenfalls mit {{Graphem|ḍ}} transliteriert.<ref>{{Internetquelle |url=http://transliteration.eki.ee/pdf/Arabic_2.2.pdf |titel=Transliteration of Arabic |hrsg=transliteration.[[Eesi Keele Instituut|eki.ee]] |zugriff=2014-03-25 |format=PDF-Datei, 184&nbsp;kB |sprache=en}}</ref> Davon abweichend sieht der Standard der [[UNGEGN]]<ref>{{Literatur |Autor=[[United Nations Group of Experts on Geographical Names]] |Titel=Technical reference manual for the standardization of geographical names |Reihe=Statistical papers. Series M |NummerReihe=87 |Verlag=United Nations |Ort=New York |Datum=2007 |ISBN=978-92-1-161500-5 |Seiten=11, 125 |Online=[http://unstats.un.org/unsd/geoinfo/UNGEGN/docs/pubs/UNGEGN%20tech%20ref%20manual_m87_combined.pdf online] |Format=PDF |KBytes=3600 |Abruf=2015-12-25}}</ref> sowie die [[BGN/PCGN-Transkription]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/320079/Arabic_Romanization.pdf |titel=Romanization System for Arabic: BGN/PCGN 1956 System |hrsg=gov.uk |zugriff=2015-12-22 |format=PDF-Datei, 719&nbsp;kB |sprache=en}}</ref> die Verwendung von {{Graphem|[[ḑ]]}}, einem ''[[d]]'' mit [[Cedille]], vor; die BGN/PCGN-Transkription erlaubt jedoch auch den Rückgriff auf {{Graphem|ḍ}}. Abweichend von diesen Standards und einem Änderungsvorschlag zur UNGEGN-Transkription entsprechend verwendet das [[Royal Jordanian Geographic Centre]] das {{Graphem|[[ḏ]]}}, ein ''d'' mit [[Makron (Unterzeichen)|untergesetztem Makron]], als Umschrift des Ḍād.<ref>{{Literatur |Hrsg=United Nations Group of Experts on Geographical Names |Titel=Technical reference manual for the standardization of geographical names. |Reihe=Statistical papers. Series M |NummerReihe=87 |Verlag=United Nations |Ort=New York |Datum=2007 |ISBN=978-92-1-161500-5 |Seiten=12f |Online=[http://unstats.un.org/unsd/geoinfo/UNGEGN/docs/pubs/UNGEGN%20tech%20ref%20manual_m87_combined.pdf online] |Format=PDF |KBytes=3600}}</ref>

Umschriften mit Beschränkung auf [[ASCII]]-Zeichen wie die Standards ''Buckwalter''<ref>{{Literatur |Autor=Nizar Habash, Abdelhadi Soudi, Timothy Buckwalter |Hrsg=Abdeladi Soudi, Antal van den Bosch, Günter Neumann |Titel=On Arabic Transliteration |Sammelwerk=Arabic Computational Morphology. Knowledge-based and Empirical Methods |Verlag=Springer |Ort=Dordrecht |Datum=2007 |ISBN=978-1-4020-6046-5 |Seiten=17}}</ref> und ''Qalam''<ref>{{Internetquelle |autor=Abdelsalam Heddaya |url=http://langs.eserver.org/qalam |titel=Qalam: A Convention for Morphological Arabic-Latin-Arabic Transliteration |hrsg=langs.eserver.org |zugriff=2014-03-25 |sprache=en |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140331041041/http://langs.eserver.org/qalam |archiv-datum=2014-03-31 |archiv-bot=2018-03-25 11:44:45 InternetArchiveBot }}</ref> transliterieren Ḍād mit einem [[Majuskel|großen]] {{Graphem|D}}. Im [[Standard Arabic Technical Transliteration System]] (SATTS) wird hingegen auf ein {{Graphem|[[V]]}} zurückgegriffen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.languages-of-the-world.us/YourNameIn/SATTS.html |titel=SATTS |hrsg=languages-of-the-world.us |zugriff=2014-03-25 |sprache=en |offline=ja |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130519114036/http://www.languages-of-the-world.us/YourNameIn/SATTS.html |archiv-datum=2013-05-19 |archiv-bot=2018-03-25 11:44:45 InternetArchiveBot }}</ref>

[[Datei:Braille Ë.svg|mini|hochkant=0.3|Braille-Zeichen für Ḍād]]
In nicht-wissenschaftlichen [[Transkription (Schreibung)|Transkriptionen]] wird Ḍād auch durch ein einfaches {{Graphem|d}} oder den [[Digraph (Linguistik)|Digraph]] {{Graphem|dh}} wiedergegeben (etwa bei der saudi-arabischen Hauptstadt {{arF|الرياض&lrm;|d=ar-Riyāḍ}}, deutsch meist als ''Riad'' transkribiert, englisch als ''Riyadh''), wodurch die Unterscheidbarkeit des Ḍād vom [[Dāl]] bzw. [[Dhāl|Ḏāl]] verloren geht. Im sogenannten „[[Arabisches Chat-Alphabet|Chat-Arabisch]]“ oder ''ʿArabīzī'' repräsentiert ein {{Graphem|d}} oder – abgeleitet von der Form {{ar|ض&lrm;}} – die Zeichenfolge {{Graphem|9'}} den Buchstaben Ḍād.<ref>{{Literatur |Autor=Mohammad Ali Yaghan |Titel=“Arabizi”: A Contemporary Style of Arabic Slang |Sammelwerk=Design Issues |Band=vol. 4 |Nummer=2 |Datum=2008 |ISSN=0747-9360 |Seiten=43}}</ref>

In der arabischen [[Brailleschrift]] wird P1246 {{Graphem|⠫}} für Ḍād verwendet.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.tiresias.org/research/guidelines/braille_codes/arabic.htm |titel=Arabic Braille |hrsg=tiresias.org |zugriff=2014-03-25 |sprache=en}}</ref> Das Morsezeichen für Ḍād ist kurz-kurz-kurz-lang {{Graphem|·&nbsp;·&nbsp;·&nbsp;–}}.<ref>{{Internetquelle |url=http://homepages.cwi.nl/~dik/english/codes/morse.html#arabic |titel=Morse codes |hrsg=homepages.cwi.nl/~dik |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080430153850/http://homepages.cwi.nl/~dik/english/codes/morse.html#arabic |archiv-datum=2008-04-30 |zugriff=2014-03-25 |sprache=en}}</ref>

== Das Zeichen in anderen Sprachen ==
Bedingt durch die spezielle Entwicklung und Aussprache des Ḍād im Arabischen findet sich in arabisch-basierten Alphabeten anderer Sprachen selten eine eindeutige Zuordnung eines Phonems zum Graphem ''Ḍād''. Die folgenden Absätze illustrieren dies exemplarisch:

[[Datei:Fa-رضا.ogg|mini|Persische Aussprache des Namens Reza]]
Im [[Persisches Alphabet|persischen Alphabet]] ist Ḍād einer von acht Buchstaben, die primär in arabischen [[Lehnwort|Lehnwörtern]] zu finden sind. Während diese acht Buchstaben – neben Ḍād sind dies [[ʿAin]] ({{Arabische Schrift|ع&lrm;}}), [[Dhal (Arabischer Buchstabe)|Ḏāl]] ({{Arabische Schrift|ذ&lrm;}}), [[Ḥa (Arabischer Buchstabe)|Ḥāʾ]] ({{Arabische Schrift|ح&lrm;}}), [[Sad (Arabischer Buchstabe)|Ṣād]] ({{Arabische Schrift|ص&lrm;}}), [[Ṭa (Arabischer Buchstabe)|Ṭāʾ]] ({{Arabische Schrift|ط&lrm;}}), [[Tha (Arabischer Buchstabe)|Ṯāʾ]] ({{Arabische Schrift|ث&lrm;}}) und [[Za (Arabischer Buchstabe)|Ẓāʾ]] ({{Arabische Schrift|ظ&lrm;}}) – im Arabischen jeweils einen eigenen Lautwert aufweisen, repräsentieren sie im [[Persische Sprache|Persischen]] keine eigenen [[Phonem]]e.<ref>{{Literatur |Autor=Shahrzad Mahootian |Titel=Persian |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=1997 |ISBN=0-415-02311-4 |Kommentar=o. S.}}</ref> Wie das [[Zāy]] ({{Arabische Schrift|ز&lrm;}}) werden Ḍād, Ḏāl und Ẓāʾ als [[stimmhafter alveolarer Frikativ]] {{Phon|{{IPA-Zeichen|z}}}} artikuliert. Der persische Name des Buchstabens lautet {{faF|ضاد&lrm;|d=Żād}}, die Transliteration erfolgt üblicherweise mit {{Graphem|[[ż]]}}, einem ''[[z]]'' mit [[Punkt (Oberzeichen)|übergesetztem Punkt]].

In den arabischen Alphabeten von Sprachen wie [[Urdu]]<ref>{{Literatur |Autor=C. M. Naim |Titel=Introductory Urdu |Band=vol. 1 |Verlag=South Asia Language & Area Center, University of Chicago |Ort=Chicago |Datum=1999 |Seiten=41f |Online=[http://dsal.uchicago.edu/digbooks/digpager.html?BOOKID=PK1983.N2_1999_V1&object=48 online] |Abruf=2014-03-26}}</ref>, [[Paschto]]<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Prilop |url=http://www.unics.uni-hannover.de/nhtcapri/pashto-alphabet.html |titel=The Pashto alphabet |hrsg=uni-hannover.de |zugriff=2014-03-26}}</ref>, [[Sindhi]]<ref>{{Literatur |Autor=Javed Ahmed Mahar, Ghulam Qadir Memon |Titel=Phonology for Sindhi Letter-to-Sound Conversion |Sammelwerk=Journal of Information & Communication Technology |Band=vol. 3 |Nummer=1 |Ort=Karachi |Datum=2009 |ISSN=1816-613X |Seiten=13f |Online={{webarchiv|url=http://biztek.edu.pk/ibt/images/JICT/3X1/2_Phonology_4_%20Sindhi.pdf|wayback=20151224092351|text=online}}, |Format=PDF |KBytes=142}}</ref>, [[Kaschmiri]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.omniglot.com/writing/kashmiri.htm |titel=Kashmiri (कॉशुर / {{Arabische Schrift|كٲشُر&lrm;|ks}}) |hrsg=omniglot.com |zugriff=2014-03-26}}</ref> und [[Panjabi]]<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Prilop |url=http://www.unics.uni-hannover.de/nhtcapri/western-panjabi-alphabet.html |titel=The Panjabi alphabet |hrsg=uni-hannover.de |zugriff=2014-03-26}}</ref>, deren arabische Alphabete Varianten des persischen Alphabets sind, ist Ḍād ebenso eines von mehreren [[Graphem]]en für den Laut {{Phon|z}} und tritt in arabischen Lehnwörtern auf. Im Urdu, Sindhi und im [[Shahmukhi]] (dem arabischen Alphabet des Panjabi) findet sich für das Zeichen auch der abweichende Name {{ur|ضواد&lrm;}} / ''Żwād''.

Auch im [[Jawi]], der arabischen Schrift des [[Malaiische Sprache|Malaiischen]], findet sich der Buchstabe Ḍād (in malaiischer Lateinschrift als ''dhad'' oder ''dad'' bezeichnet) in arabischen Lehn- und Fremdwörtern wieder.<ref>{{Literatur |Autor=M. B. Lewis |Titel=A Handbook of Malay Script |Verlag=Macmillan and Co. Limited |Ort=London |Datum=1954 |Seiten=1f}}</ref> In der [[Adschami-Schrift]] des [[Hausa (Sprache)|Hausa]] wird Ḍād als {{Phonem|d}} oder {{Phonem|l}} ausgesprochen, doch nur sehr selten genutzt.<ref>{{Literatur |Autor=Philip J. Jaggar |Titel=Hausa |Verlag=John Benjamins Publishing Co. |Ort=Amsterdam/Philadelphia |Datum=2001 |ISBN=90-272-3807-3 |Seiten=700f}}</ref> Die arabische Schrift des [[Swahili (Sprache)|Swahili]] enthält Ḍād gleichermaßen<ref>{{Literatur |Autor=Yahya Ali Omar; P. J. L. Frankl |Titel=An Historical Review of the Arabic Rendering of Swahili Together with Proposals for the Development of a Swahili Writing System in Arabic Script (Based on the Swahili of Mombasa) |Sammelwerk=Journal of the Royal Asiatic Society |Band=vol. 7 |Nummer=1 |Datum=1997-04 |ISSN=1356-1863 |Seiten=67}}</ref>, es wird lautlich jedoch nicht von Ẓāʾ unterschieden und von Ḏāl nur von einer „Elite“.<ref>{{Literatur |Autor=A. N. Tucker |Titel=Foreign Sounds in Swahili |Sammelwerk=Bulletin of the School of Oriental and African Studies |Band=vol. 11 |Nummer=4 |Datum=1946 |ISSN=0041-977X |Seiten=866}}</ref>

Aus dem [[Uigurische Alphabete|arabischen Alphabet]] des [[Uigurische Sprache|Uigurischen]] wurde das Ḍād im Laufe der Schriftreformen der 1920er-Jahre gestrichen.<ref>{{Literatur |Autor=Waris Abdukerim Janbaz, Imad Saleh, Jean Rahman Duval |Titel=An Introduction to Latin-Script Uyghur |Ort=Salt Lake City |Datum=2006-09 |Seiten=4 |Online=[http://www.uyghurdictionary.org/excerpts/An%20Introduction%20to%20LSU.pdf online] |Format=PDF |KBytes=462 |Abruf=2014-03-26}}</ref> Ähnliches gilt für das [[Tatarische Sprache|Tatarische]], in dessen bis 1920 gültigen Alphabet [[İske-imlâ-Alphabet|İske imlâ]] Ḍād als einer der dunklen Konsonanten enthalten war, während in dessen Nachfolger-Alphabet [[Yaña imlâ]] Ḍād nicht mehr genutzt wurde. Im arabischen Alphabet des [[Sorani]]-Kurdischen wird Ḍād „normalerweise“ nicht mehr verwendet, von manchen Autoren in arabischen Lehnwörtern jedoch noch gesetzt. Die Aussprache entspricht dem stimmhaften alveolaren Frikativ.<ref>{{Internetquelle |autor=W. M. Thackston |url=http://www.fas.harvard.edu/~iranian/Sorani/sorani_1_grammar.pdf |titel={{ckb|ورديى سۆرانى زمانى&lrm;}} — Sorani Kurdish — A Reference Grammar with Selected Readings |hrsg=fas.harvard.edu |seiten=4 |zugriff=2014-03-26 |format=PDF-Datei, 848&nbsp;kB |sprache=en}}</ref>

Eine Besonderheit stellte das [[Weißrussisches arabisches Alphabet|weißrussische arabische Alphabet]] dar, in dem sich Ḍād als Zeichen für einen eigenen Laut etablieren konnte. Ḍād repräsentierte den stimmhaften alveolaren Frikativ {{Phon|{{IPA-Zeichen|z}}}}, Zāy ({{Arabische Schrift|ز&lrm;}}), das im Arabischen diesem Lautwert zugeordnet ist, hingegen dessen [[Palatalisierung|palatalisierte]] Variante {{Phon|{{IPA|zʲ}}}}.<ref>{{Internetquelle |autor=Ilya Yevlampiev, Karl Pentzlin, Nurlan Joomagueldinov |url=http://std.dkuug.dk/JTC1/SC2/WG2/docs/n4072.pdf |titel=Revised Proposal to encode Arabic characters used for Bashkir, Belarusian, Crimean Tatar, and Tatar languages |hrsg=std.dkuug.dk |datum=2011-05-20 |seiten=6 |zugriff=2014-03-26 |format=PDF-Datei, 1,2&nbsp;MB |sprache=en}}</ref>

== Ableitungen ==
In den arabischen Alphabeten des [[Tamil]]ischen ([[Arwi]]) und [[Malayalam]] ist der Buchstabe {{Arabische Schrift|[[ۻ]]}}, in seiner Form ein Ḍād mit untergesetztem Punkt, in Verwendung. Dieses Zeichen entspricht dem ள் in der [[Tamilische Schrift|tamilischen Schrift]] bzw. dem ള് in der [[Malayalam-Schrift]] und wird als [[stimmhafter lateraler retroflexer Approximant]] {{Phon|{{IPA-Zeichen|ɭ}}}} artikuliert. Im Tamilischen kann es auch dem Buchstaben ழ் der tamilischen Schrift entsprechen, der für den [[stimmhafter retroflexer Approximant]] {{Phon|{{IPA-Zeichen|ɻ}}}} steht.<ref>{{Literatur |Autor=Torsten Tschacher |Titel=Islam in Tamilnadu: Varia |Reihe=Südasienwissenschaftliche Arbeitsblätter |BandReihe=Bd. 2 |Ort=Halle (Saale) |Datum=2001 |Seiten=10, 14 |Online=[http://www.suedasien.uni-halle.de/SAWA/Tschacher.pdf online] |Format=PDF |KBytes=577 |Abruf=2014-03-26}}</ref>

Das [[Xiao’erjing]] enthält das Zeichen {{Arabische Schrift|[[ڞ]]}}, das einem Ḍād mit zwei zusätzlichen übergesetzten Punkten entspricht und als [[Aspiration (Phonetik)|aspirierte]] [[stimmlose alveolare Affrikate]] {{Phon|{{IPA|tsʰ}}}} ([[Pinyin]]: {{Graphem|c}}) ausgesprochen wird.

== Siehe auch ==
* {{WikipediaDE|Dād}}

== Literatur ==
* {{Literatur
   |Autor=Munira Al-Azraqi
   |Titel=The Ancient Ḍād in Southwest Saudi Arabia
   |Sammelwerk=Arabica
   |Band=vol. 57
   |Nummer=1
   |Verlag=Brill
   |Ort=Leiden
   |Datum=2010
   |ISSN=0570-5398
   |Seiten=57–67
   |Online=[http://booksandjournals.brillonline.com/content/journals/10.1163/057053910x12625688929147 online]
   |Format=PDF
   |KBytes=841
   |Abruf=2014-03-30}}
* {{Literatur
   |Autor=Jonathan A.C. Brown
   |Titel=New Data on the Delateralization of Ḍād and its Merger with Ẓā’ in Classical Arabic: Contributions from Old South Arabian and the Earliest Islamic Texts on Ḍ / Ẓ Minimal Pairs
   |Sammelwerk=Journal of Semitic Studies
   |Band=vol. LII
   |Nummer=2
   |Datum=2007
   |ISSN=0022-4480
   |Seiten=335–368
   |Online=[http://www.drjonathanbrown.com/wp-content/uploads/2011/08/New-Data-on-the-Delateralization-of-Dad-and-Za.pdf online]
   |Format=PDF
   |KBytes=661
   |Abruf=2014-03-27}}
* {{Literatur
   |Autor=Henri Fleisch
   |Hrsg=B. Lewis, Ch. Pellat, J. Schacht
   |Titel=Ḍād
   |Sammelwerk=The Encyclopaedia of Islam. New Edition
   |Band=Volume II, C – G
   |Verlag=Brill/Luzac
   |Ort=Leiden/London
   |Datum=1965
   |Seiten=75}}
* {{Literatur
   |Autor=ʿAlī ibn Sulaimān al-Mansūrī
   |Hrsg=Naphtali Kinberg, Leah Kinberg, Kees Versteegh
   |Titel=Treatise on the pronunciation of the Ḍād
   |TitelErg=Kommentiert von Naphtali Kinberg und mit einem Vorwort von Kees Versteegh
   |Sammelwerk=Studies in the Linguistic Structure of Classical Arabic
   |Reihe=Studies in Semitic Languages and Linguistics Series
   |Band=vol. 31
   |Verlag=Brill
   |Ort=Leiden/Boston/Köln
   |Datum=2001
   |ISBN=90-04-11765-2
   |ISSN=0081-8461
   |Seiten=197–267
   |Originaltitel={{ar|رسالة في كيفية النطق بالضاد&lrm;}}
   |Originalsprache=ar
   |Übersetzer=Naphtali Kinberg}}
* {{Literatur
   |Autor=Kees Versteegh
   |Hrsg=Kees Versteegh
   |Titel=Ḍād
   |Sammelwerk=Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics
   |Band=Volume I, A–Ed
   |Verlag=Brill
   |Ort=Leiden
   |Datum=2006
   |ISBN=90-04-14973-2
   |Seiten=544 f.}}
* {{Literatur
   |Autor=Kees Versteegh
   |Hrsg=Albert Arazi, Joseph Sadan, David J. Wasserstein
   |Titel=Loanwords from Arabic and the Merger of ḍ/ḏ̣
   |Sammelwerk=Compilation and Creation in Adab and Luġa
   |WerkErg=Studies in Memory of Naphtali Kinberg (1948–1997)
   |Reihe=Israel Oriental Studies XIX
   |Verlag=Eisenbrauns
   |Datum=1999
   |ISBN=1-57506-045-0
   |ISSN=0334-4401
   |Seiten=273–286}}

== Weblinks ==
{{Commonscat|Ḍād}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Arabisches Alphabet}}

[[Kategorie:Wikipedia:Exzellent]]
[[Kategorie:Arabisches Schriftzeichen|115]]
[[Kategorie:Arabischer Buchstabe|115]]
[[Kategorie:Arabisches Alphabet|115]]

{{Wikipedia}}