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Indoiranische Sprachen
Die indoiranischen Sprachen, früher auch als arische Sprachen bezeichnet, bilden einen Primärzweig des Indogermanischen. Die indoiranische Sprachfamilie besteht aus den Hauptzweigen
- Iranisch (gelegentlich auch: Iranoarisch): etwa 130 Mio. Sprecher in Zentral- und Südasien.
- Nuristani: etwa 30.000 Sprecher in Afghanistan (Provinz Nuristan) und Pakistan (Südasien)
- Indoarisch: etwa eine Milliarde Sprecher vor allem in Südasien, aber auch in Europa (Romani).
Die dardischen Sprachen wurden früher zu den Nuristani-Sprachen gerechnet, nach aktueller Mehrheitsmeinung stellen sie eine Untergruppe des indoarischen Sprachzweiges dar.
Die indoiranischen Sprachen weisen so viele gemeinsame Neuerungen gegenüber dem Urindogermanischen auf, dass man sie zu einer klar definierten eigenen genetischen Einheit zusammenfassen kann. (Es gibt keine Sprachen, bei denen man Zweifel hat, ob sie zu dieser Gruppe gehören oder nicht.) Wesentlich problematischer aber ist die innere Struktur dieser Einheit, insbesondere das Erreichen der heutigen Dreiteilung war ein langwieriger wissenschaftlicher Prozess; gerade die Stellung der dardischen Sprachen – heute zum Nordwestzweig der indoarischen Sprachen gerechnet – ist noch immer nicht völlig geklärt. Die Nuristani-Sprachen stellen ein Zwischenglied zwischen den iranischen und indoarischen Sprachen dar, sind linguistisch aber näher beim Iranischen. Zum Thema der inneren Struktur der drei Untergruppen siehe jeweils dort.
Die Aufspaltung der iranischen und indoarischen Sprachen ist natürlich vor dem Beginn der Besiedlung Nordindiens durch Indoarier anzusetzen, also vor 1500 v. Chr. Eine gemeinsame Herkunft aus dem Norden (zentralasiatische Steppe) ist unbestritten, meist wird die sog. Andronovo-Kultur mit den Indoiranern in Verbindung gebracht.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Sprache der Mitanni, einer Führungsschicht der Hurriter im nördlichen Mesopotamien ca. 1500 v. Chr. (sog. Mitanni-Reich). Vor allem die erhaltenen Herrschernamen weisen ihre Träger als indoarisch (sic!) aus, es muss sich also um eine weit nach Westen abgewanderte Untergruppe der Indoarier handeln.
Eine Übersicht über alle indoiranischen Sprachen und ihre genetische Klassifikation bietet der unten angegebene Weblink.
Siehe auch
- Indoiranische Sprachen - Artikel in der deutschen Wikipedia
Literatur
- Nicholas Sims-Williams (Hrsg.): Indo-Iranian Languages and Peoples (= Proceedings of the British Academy. Bd. 116). Oxford University Press, Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-726285-6 (Sammelband angesehener Linguisten zum Thema).
- George van Driem: The Languages of the Himalayas. An ethnolinguistic Handbook of the greater Himalayan Region (= Handbook of Oriental Studies. Section 2: India. Bd. 10, 1–2). 2 Bände. Brill, Leiden u. a. 2001, ISBN 90-04-10390-2 (dort eine Darstellung des kulturellen Hintergrundes der indoiranischen Völker, ihrer Wanderungsbewegungen und des Eindringens in ihre heutigen Habitate).
Weblinks
- Ernst Kausen: Die Klassifikation der indogermanischen Sprachen (hier insbesondere die indoiranischen Sprachen) (DOC; 220 kB)
Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Indoiranische Sprachen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |