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Denken und Sprache

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"Also, ich habe jetzt einmal das Werk "So kommt der Mensch zur Sprache - Über Spracherwerb, Sprachentstehung, Sprache & Denken" von Dieter E. Zimmer durchgearbeitet, und in der Tat wird dort die Frage nach dem tatsächlichen Zusammenhang von Denken und Sprache beantwortet, und zwar im vorletzten Kapitel, das überschrieben ist mit "Wiedersehen mit Whorf - Sprache & Denken". Für ein besseres Verständnis ist es aber ganz hilfreich, zuerst das 5. Kapitel zu lesen: "Links und rechts" in dem es um die beiden Hemisphären des Gehirns geht, und ihre unterschiedliche Arbeitsweise.

Gibt es irgendein Denken ohne Sprache? Viel werden sie umstandslos verneinen; Ihr inneres Sprechen, ihr lautloser Sprachstrom ist für sie ihr Denken. Nur dieses innere Sprechen und keine anderen Ereignisse in ihrem Geist verdienen in ihren Augen die Bezeichnung Denken.

Genauere Untersuchungen zeigen nun aber, dass Denken und Sprache nicht dasselbe sind, dass sie also nicht deckungsgleich sind. In Frage kamen hier Untersuchungen an Menschenaffen, denen man eine Zeichensprache beibrachte, oder sogar die Taubstummensprache, aber auch Untersuchungen an Taubstummen selber. Entgegen dem weitverbreiteten Vorurteil, Taubstumme seien Idioten, weiß man heute, dass Taubstumme genau so Intelligent sind, wie jeder andere auch. Nur sind wie vielleicht oft nicht ganz so "geübt". Das bedeutet: Taubstumme denken, und zwar nicht-sprachlich. Man muss also unterscheiden zwischen sprachlichem Denken und nicht-sprachlichem Denken. Das sprachliche Denken denkt mit sprachlich-bildhaften Begriffen, das nicht-sprachliche Denken mit reinen Begriffsbildern. Begriffe stellen als komplexe Konzepte entweder reine Begriffsbilder dar, oder aber, bei sprachlichen Begriffen, die Synthese solcher Sprachbildes mit einem jeweiligen Wort.

Nun ist noch interessant zu wissen, dass die beiden Gehirnhälften (rechte und linke Hemispäre) unterschiedlich funktionieren. Die rechte Gehirnhälfte arbeitet anders, als die linke. Die linke Gehirnhälfte (Ratio) arbeitet Sprachlich. Hier sitzt auch das Sprachzentrum. Die rechte Gehirnhälfte (Intuitio) denkt bildhaft-räumlich. Hier nun eine kurze Übersicht über die unterschiedliche Arbeitsweise der beiden Gehirnhälften:

linke Gehirnhälft rechte Gehirnhälfte
linke Hemisphäre rechte Hemisphäre
Ratio Intuitio
Analyse Synthese
Sprache Räumlichkeit
sprachliches Denken nicht-sprachliches Denken
sprachlich-bildhafter Begriff (nur) bildhafter Begriff

Die beiden Gehirnhälften liefern also dem Denken ein ganz unterschiedliches begriffliches Material. Die linke Gehirnhälfte liefert sprachlich-bildhafte Begriffe, die rechte Gehirnhälfte liefert rein bildhafte Begriffe. Üblicherweise greift unser Denken auf das Material der linken Gehirnhälfte, also die sprachlich-bildhaften Begriffe zurück. Wer nun, wie beispielsweise die Taubstummen, nun nicht über Sprache verfügt, der denkt trotzdem, aber eben nicht-sprachlich. und dem liefert dann in erster Linie die rechte Gehirnhälfte das Material in Form von rein bildhaften, nicht-sprachlichen Begriffen.

Mit der hier gegebenen Darstellung, das sei ausdrücklich betont, gehe ich weit über die Darstellung in dem Buch von Dieter E. Zimmer hinaus. Ich glaube aber, dass meine obige Darstellung von der Sache her gerechtfertigt ist. Ich hatte ja nur nach eine Lösung für die erkenntnistheoretische Seite des Problems gesucht, und ich glaube, mit der obigen Darstellung eine einigermaßen brauchbare Lösung gefunden zu haben." (Joachim Stiller, Münster 2011)

Literatur

Weblinks