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Wissenschaft

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Vier Epochen der Wissenschaften:
                 kindliche,
          poetische, abergläubische;
                 empirische,
          forschende, neugierige;
                 dogmatische,
          didaktische, pedantische;
                     ideelle,
          methodische, mystische.

Goethe Maximen und Reflexionen[1]

Wissenschaft (mhd. wizzen[t]schaft, aus idg. *u̯e(i)d bzw. *weid- „erblicken, sehen“ und ahd. scaf(t) bzw. skaf(t) „Beschaffenheit, Ordnung, Plan, Rang“, in diesem Sinn: „Ordnung des Wissens“; lat. scientia "Kenntnis, Einsicht in eine Sache, Geschicklichkeit, gründliches Wissen"; eng. science) - wörtlich genommen also das, was Wissen schafft - umfasst nach gegenwärtiger Auffassung Forschung und Lehre. Die Forschung beruht, im Gegensatz zur zufälligen Entdeckung, auf der bewussten methodischen Suche nach neuen Erkenntnissen, verbunden mit der systematischen Dokumentation der angewandten Methoden und der dadurch gewonnenen Ergebnisse und deren Veröffentlichung in wissenschaftlichen Arbeiten. Die Lehre besteht in der Weitergabe des dadurch entstandenen Wissens in einem zumeist institutionalisierten Rahmen. Folgt man dabei der Denktradition oder der Arbeitsweise eines bedeutenden Vorgängers, so bildet sich eine wissenschaftliche Schule.

Menschen, die sich systematisch der Weiterentwicklung der Wissenschaft widmen, werden als Wissenschaftler (auch Wissenschafter) bezeichnet und bilden in ihrer Gesamtheit die weltweite Wissenschaftsgemeinde (auch Wissenschaftsgemeinschaft, Forschergemeinschaft; eng. scientific community). Dem wissenschaftlichen Diskurs innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Wissenschaftler verfügen in der Regel über eine abgeschlossene akademische Bildung und üben ihre Tätigkeit zumeist, aber nicht notwendigerweise, beruflich aus (→ Privatgelehrte bzw. Privatdozenten, Amateurwissenschaftler).

Grundlagen

Was im beständigen Diskurs mit der Wissenschaftsgemeinde im wissenschaftlichen Konsens als gegenwärtiger Stand der Wissenschaft (eng. state of the art) bzw. Stand der Forschung angesehen wird, bildet den regulären Inhalt der aktuell vertretenen Lehrmeinung, deren beständige kritische Hinterfragung aber unerlässlich für den wissenschaftlichen Fortschritt ist. Grundlegende, als nicht als verhandelbar erachtete Positionen werden dabei ausgesprochen oder unausgesprochen als unverzichtbares Dogma behandelt. Sie bilden ein unmstößlich scheinendes Paradigma im Sinn von Thomas S. Kuhn, d.h. eine grundlegende Denkweise, die als Rahmenbedingung für alles weitere Denken und Forschen dient.

Die Voraussetzungen, Methoden und Ziele der Wissenschaft zu untersuchen, ist Aufgabe der Wissenschaftstheorie. Die Wissenschaftsforschung untersucht die Wissenschaften in ihrem historischen, sozialen und philosophischen, namentlich erkenntnistheoretischen Kontext. Die sozialen Bedingungen der wissenschaftlichen Arbeit und des wissenschaftlichen Fortschritts ist Gegenstand der Wissenschaftssoziologie, die sich thematisch teilweise mit der Wissenssoziologie überschneidet.

Als klassische Universalwissenschaft, deren Thema letztlich die gesamte Wirklichkeit ist, gilt seit alters her die Philosophie. Auch die Theologie wurde während des Mittelalters und bis weit in die Neuzeit als universelle Wissenschaft angesehen; heute ist ihr wissenschaftlicher Charakter aber umstritten.

Die Wissenschaft als Überbegriff gliederte sich mit zunehmender Spezialisierung in eine Reihe von Einzelwissenschaften wie etwa Physik, Chemie, Biologie usw., vermehrt kommt es aber auch zu einer interdisziplinären Zusammenarbeit. Als Metawissenschaft (von griech. μετά „nach, hinter, über“) werden zusammenfassend jene Fachdisziplinen bezeichnet, die die Wissenschaft selbst zum Gegenstand haben.

Die populärwissenschaftliche Literatur versucht die Erkenntnisse der Wissenschaften einem möglichst großen Personenkreis allgemein verständlich nahezubringen.

Aufgabe der Wissenschaft

Wer Wissenschaft und Kunst besitzt,
hat auch Religion;
wer jene beiden nicht besitzt,
der habe Religion.

Goethe: Zahme Xenien IX

Aufgabe der Wissenschaft ist es nach Ansicht Rudolf Steiners, die ideellen Zusammenhänge des Weltgeschehens, das uns zunächst durch Beobachtung gegeben ist, durch die aktive menschliche Geistestätigkeit zu enthüllen und in gedanklich klarer und lückenlos nachvollziehbarer Form darzustellen. Rudolf Steiner orientiert sich dabei an der empirischen Methode der Naturwissenschaften. Die Beobachtung muss dabei aber keineswegs auf die physisch-sinnliche Welt beschränkt bleiben, sondern kann durch geeignete Schulung auch auf die seelische und geistige Welt ausgeweitet werden. Konsequenterweise trägt daher schon Steiners philosophisches Grundlagenwerk «Die Philosophie der Freiheit» den Untertitel: Seelische Beobachtungsresultate nach naturwissenschaftlicher Methode.

„Gewöhnlich glaubt man, der Inhalt der Wissenschaft sei ein von außen aufgenommener; ja man meint der Wissenschaft die Objektivität in einem um so höheren Grad wahren zu können, als sich der Geist jeder eigenen Zutat zu dem aufgefaßten Stoff enthält. Unsere Ausführungen haben gezeigt, daß der wahre Inhalt der Wissenschaft überhaupt nicht der wahrgenommene äußere Stoff ist, sondern die im Geiste erfaßte Idee, welche uns tiefer in das Weltgetriebe einführt, als alles Zerlegen und Beobachten der Außenwelt als bloßer Erfahrung. Die Idee ist Inhalt der Wissenschaft. Gegenüber der passiv aufgenommenen Wahrnehmung ist die Wissenschaft somit ein Produkt der Tätigkeit des menschlichen Geistes.“ (Lit.:GA 2, S. 131)

„Was verlangt der Forscher heute von einer Methode, um sie als «wissenschaftlich» zu bezeichnen? Es hat sich, als Antwort auf diese Frage, dem heutigen Menschen die Einstellung ergeben: Was wissenschaftlich beweisbar sein soll, das müsse, erstens, in jedem Augenblick für jeden Menschen erforschbar sein und, zweitens, es müsse ganz unabhängig sein von dem, was man «subjektiv» nennt.

Diesen Anforderungen genügt das Experiment und zum größten Teil auch alles, was im Laboratorium angestellt wird. Das Experiment ist unabhängig von Sympathie und Antipathie und so weiter, kurz, von allem, was abhängt von dem, was subjektiv in uns vorgeht.

Anders ist es mit der Erforschung der geistigen Welt. Wir müssen geradezu den Weg nur wählen, der ganz unabhängig ist von der Sinnenwelt, also von dem, worauf die heutige Wissenschaft einzig und allein beruht. Gerade das brauchen wir, was ausgeschlossen werden soll von der heutigen Wissenschaft. Wenn wir zunächst bildlich sprechen von der Geisteswissenschaft, wollen wir ein Wort von Fichte anwenden. Er sagt: Was ich Ihnen zu sagen habe, kann man nicht erforschen mit dem gewöhnlichen Verstande, denn dazu ist ein besonderer, höherer Sinn nötig -, wie wenn einem Blindgeborenen plötzlich die Möglichkeit gegeben wird, Farben und Licht zu sehen, so wäre es, wenn man diesen besonderen Sinn erlangte, das «geistige Auge», wie Goethe sagt.

Wenn der Mensch erst einen neuen Sinn haben muss, um eine neue, andere Welt zu erkennen, so ist damit schon angegeben, dass dieses nicht an jedem Ort, zu jeder Zeit, von jedem Menschen und so weiter möglich ist, wie es die äußere Wissenschaft verlangt.

Wenn wir das gewöhnliche Menschenleben nehmen, so unterscheidet sich dieses innere Erleben bei dem einen Menschen von dem Erleben des anderen sehr. Dies soll aber bei der äußeren Wissenschaft gerade ausgeschlossen sein; in dem, was die Menschen in sich erleben über die geistige Welt, kann ja nichts Übereinstimmendes sein. Doch dieses Urteil ist ein sehr oberflächliches.“ (Lit.:GA 69d, S. 29f)

„Wahre Wissenschaft im höheren Sinne des Wortes hat es nur mit ideellen Objekten zu tun; sie kann nur Idealismus sein. Denn sie hat ihren letzten Grund in Bedürfnissen, die aus dem Geiste stammen. Die Natur erweckt in uns Fragen, Probleme, die der Lösung zustreben. Aber sie kann diese Lösung nicht selbst liefern. Nur der Umstand, dass mit unserem Erkenntnisvermögen eine höhere Welt der Natur gegenübertritt, das schafft auch höhere Forderungen. Einem Wesen, dem diese höhere Natur nicht eigen wäre, gingen diese Probleme einfach nicht auf. Sie können daher ihre Antwort auch von keiner anderen Instanz als nur wieder von dieser höheren Natur erhalten. Wissenschaftliche Fragen sind daher wesentlich eine Angelegenheit, die der Geist mit sich selbst auszumachen hat. Sie führen ihn nicht aus seinem Elemente heraus. Das Gebiet aber, in welchem, als in seinem ureigenen, der Geist lebt und webt, ist die Idee, ist die Gedankenwelt. Gedankliche Fragen durch gedankliche Antworten erledigen, das ist wissenschaftliche Tätigkeit im höchsten Sinne des Wortes. Und alle übrigen wissenschaftlichen Verrichtungen sind zuletzt nur dazu da, diesem höchsten Zwecke zu dienen. Man nehme die wissenschaftliche Beobachtung. Sie soll uns zur Erkenntnis eines Naturgesetzes führen. Das Gesetz selbst ist rein ideell. Schon das Bedürfnis nach einer hinter den Erscheinungen waltenden Gesetzlichkeit entstammt dem Geiste.“ (Lit.:GA 1, S. 260f)

Die Wahrheit ist dabei für Rudolf Steiner nichts fertig in der Welt Vorhandenes, sondern ein freies schöpferisches Erzeugnis, das durch das individuelle Ich des Menschen erst hervorgebracht werden muss - diesen Standpunkt hat Rudolf Steiner schon in seinem philosophischen Grundlagenwerk «Wahrheit und Wissenschaft» (1892) sehr entschieden vertreten:

„Das Resultat dieser Untersuchungen ist, dass die Wahrheit nicht, wie man gewöhnlich annimmt, die ideelle Abspiegelung von irgendeinem Realen ist, sondern ein freies Erzeugnis des Menschengeistes, das überhaupt nirgends existierte, wenn wir es nicht selbst hervorbrächten. Die Aufgabe der Erkenntnis ist nicht: etwas schon anderwärts Vorhandenes in begrifflicher Form zu wiederholen, sondern die: ein ganz neues Gebiet zu schaffen, das mit der sinnenfällig gegebenen Welt zusammen erst die volle Wirklichkeit ergibt. Damit ist die höchste Tätigkeit des Menschen, sein geistiges Schaffen, organisch dem allgemeinen Weltgeschehen eingegliedert. Ohne diese Tätigkeit wäre das Weltgeschehen gar nicht als in sich abgeschlossene Ganzheit zu denken. Der Mensch ist dem Weltlauf gegenüber nicht ein müßiger Zuschauer, der innerhalb seines Geistes das bildlich wiederholt, was sich ohne sein Zutun im Kosmos vollzieht, sondern der tätige Mitschöpfer des Weltprozesses; und das Erkennen ist das vollendetste Glied im Organismus des Universums.“ (Lit.:GA 3, S. 11f)

Die Anthroposophie erhebt den Anspruch, Wissenschaft vom Geistigen, d.h. eine Geisteswissenschaft im eigentlichen Sinn des Wortes "Geist", zu sein, auch wenn diese Ansicht in der konventionellen akademischen Forschung und Lehre derzeit eher unterrepräsentiert ist. Es gibt jedoch - zumindest im deutschsprachigen Raum - Universitäten und Fachhochschulen mit anthroposophisch ausgerichteten Fakultäten, wie z.B. die Alanus-Hochschule, die Universität Witten-Herdecke und die FH Ottersberg, auch wenn es darüber gelegentlich zum wissenschaftlichen Dissens kommt, weil Anthroposophie als Wissenschaft bisher noch keine allgemeine Anerkennung finden konnte.

„So strebte ich darnach, in der Anthroposophie die objektive Fortsetzung der Wissenschaft zur Darstellung zu bringen, nicht etwas Subjektives neben diese Wissenschaft hinzustellen. — Daß gerade dieses Streben zunächst nicht verstanden wurde, ist ganz selbstverständlich. Man hielt eben Wissenschaft mit dem abgeschlossen, was vor der Anthroposophie liegt, und hatte gar keine Neigung dazu, die Ideen der Wissenschaft so zu beleben, daß das zur Erfassung des Geistigen führt. Man stand im Banne der in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ausgebildeten Denkgewohnheiten. Man fand nicht den Mut, die Fesseln der bloß sinnenfälligen Beobachtung zu durchbrechen; man fürchtete, in Gebiete zu kommen, wo jeder seine Phantasie geltend macht.“ (Lit.:GA 28, S. 444ff)

Anthroposophie geht über die herkömmliche Wissenschaft auch insofern hinaus, als sie mehr als bloßes Wissen vermittelt:

„Und indem Sie ... Geisteswissenschaft treiben, lernen Sie nicht nur etwas wissen, sondern Sie wachsen hinein, etwas zu werden, was Sie sonst nicht sein würden. Das ist der Unterschied zwischen der Geisteswissenschaft und anderen Weltanschauungen. Alle anderen Weltanschauungen beziehen sich auf das Wissen, Anthroposophie bezieht sich auf das Sein des Menschen.“ (Lit.:GA 107, S. 258)

Denken und Wissenschaft

Um deutlich zu machen, dass das Denken des Menschen die Grundlage jeglicher Wissenschaft ist, hat Joseph Beuys einmal folgende Formel aufgestellt:

Denken = Wissenschaft = Freiheit (Beuys)

Siehe auch

Portal
 Wikipedia:Portal: Wissenschaft – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Wissenschaft

Literatur

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Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz
Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com. Freie Werkausgaben gibt es auf fvn-rs.net, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und
Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.
Ausführliche bibliografische Informationen mit Volltextsuche in allen derzeit verfügbaren Online-Ausgaben bietet die Steinerdatenbank.de.

Weblinks

  • Science Huβ - a global science and technology publisher provides free access to research articles and latest research information (englisch)

Einzelnachweise

  1. Goethe-BA Bd. 18, S. 645