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Carl Unger

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Carl Unger (1878-1929)

Carl Theodor Unger (* 28.3.1878 Cannstatt, † 4.1.1929 Nürnberg), war ein deutscher Fabrikant und Anthroposoph.

Leben

Unger wurde 1878 als drittes Kind des jüdischen Bankiers Julius Saul Unger geboren. Seine Mutter Henriette Elise, geb. Mannheimer, war ebenfalls jüdischer Abstammung und sorgte für die musikalische Erziehung der Kinder. Der Knabe wuchs in einer weltanschaulichen Atmosphäre auf, die von dem agnostischen naturwissenschaftlichen Denken der damaligen Zeit geprägt war. Nachdem Unger in Cannstatt die Grundschule absolviert hatte, besuchte er das humanistische Gymnasium, wo er 1896 das Abitur ablegte.

Die schon früh durch die Mutter geweckte Liebe zur Musik führte den jungen Schüler Carl Unger 1892 in das Haus des erst kürzlich aus Südamerika über Hamburg nach Cannstatt übersiedelten Komponisten Adolf Arenson. Trotz des großen Altersunterschieds von 23 Jahren verband ihn schon bald eine tiefe Freundschaft mit Arenson. Durch ihn wurde er mit der Wiedergeburtslehre bekannt gemacht, die er aber nur allmählich nach gründlichem Nachdenken akzeptieren konnte.

Im Herbst 1898 begann Unger mit dem Maschinenbau-Studium an der Königlich-Technischen Hochschule in Stuttgart, wo er am 27. Juli 1904 promovierte. Durch den Maler Hans Weißhaar, seinen späteren Schwager, wurden Unger und Arenson mit der Theosophie bekannt, und 1903 trat Unger in die Theosophische Gesellschaft ein. In Berlin lernte er im Februar 1904 Rudolf Steiner kennen und war tief beeindruckt von seinem Wissen und seinen geistigen Fähigkeiten. Mit großem Eifer und philosophischer Gründlichkeit studierte er Steiners erst kürzlich erschienene Schrift Theosophie, und schon Ende 1904 wurde er Mitglied der von Rudolf Steiner geleiteten Esoterischen Schule.

Am 1. Oktober 1906 gründete Unger mit der finanziellen Unterstützung seines Vaters eine Fabrik für Präzissionsschleifmaschinen, die er sehr erfolgreich führte und die ihm zugleich die finanzielle Unabhängigkeit sicherte, sein Leben frei dem Studium der Anthroposophie zu widmen.

1907 verehelichte er sich mit Auguste Arenson, der Tochter seines väterlichen Freundes, mit der gemeinsam er vier Kinder hatte. 1908 wurde er Vorstandstandmitglied der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft und zu einem wesentlichen Mitstreiter Steiners in dem bereits schwelenden Konflikt mit der Theosophischen Gesellschaft. Als es 1912/13 zum endgültigen Bruch mit der ihr und zur Begründung der eigenständigen Anthroposophischen Gesellschaft kam, wurde Unger zusammen mit Marie von Sivers und Michael Bauer in deren Zentralvorstand gewählt. Er blieb bis kurz vor seinem Tod Vorstandsmitglied.

Rudolf Steiner schätzte Ungers gründliche und eigenständige Erkenntnisarbeit, die er in philosophisch-anthroposophischen Schriften und hunderten von Vorträgen im Rahmen der Theosophischen und späteren Anthroposophischen Gesellschaft bezeugte.

Carl Unger wurde zu einem der wichtigsten Pioniere der anthroposophischen Bewegung und leistete wertvolle Beiträge zur exakten wissenschaftlichen Grundlegung der Anthroposophie. Darüber hinaus war er wesentlich an der Gründung und am weiteren Aufbau der Anthroposophischen Gesellschaft beteiligt.

Nach dem Tod Rudolf Steiners am 30. März 1925 und den darauf folgenden Streitigkeiten stellte sich er sich auf die Seite Marie Steiners, teilte deren Meinung, dass die Anthroposophische Gesellschaft und die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft nicht mehr in derselben Form wie zu Lebzeiten Steiners weitergeführt werden könnten und forderte u.a. auch eine Veröffentlichung der Nachschriften der von Rudolf Steiner gehaltenen Klassenstunden. Aus Protest gegen die Teile des Vorstands, die das Testament Steiners für ungültig erachteten, trat er am 2. Januar 1929 aus dem Vorstand und der Landesgesellschaft aus.

Nur zwei Tage später, am 4. Januar 1929, sollte Unger in Nürnberg einen Vortrag zum Thema Was ist Anthroposophie? halten. Doch kurz vor Beginn des Vortrags wurde er von dem geistig verwirrten Wilhelm Krieger durch drei Schüsse getötet.

Werke

  • Entwicklung der Zement-Forschung nebst neuen Versuchen auf diesem Gebiet, Stuttgart 1904
  • Die Grundlehren der Geisteswissenschaft auf erkenntnistheoretischer Grundlage, Bd. I/II, Berlin 1910/o. J., Stuttgart 1968
  • Das „Ich“ und das Wesen des Menschen, Berlin 1910
  • Wider literarisches Freibeutertum!, Berlin 1913
  • Theosophische Lebenskräfte, Berlin 1913
  • Die Autonomie des philosophischen Bewußtseins, Stuttgart 1921
  • Prüfungen des Denkens, Fühlens, Wollens, o. A., 1929
  • Esoterisches, Dornach 1929
  • Die drei letzten Zweigvorträge, Stuttgart 1929
  • Aus der Sprache der Bewusstseinsseele, Dornach 1930, Basel 1954
  • Die Notwendigkeit einer anthroposophischen Bewegung und das Werk Rudolf Steiners, Dornach 1932
  • Schriften, hg. v. H. O. Proskauer, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1964ff
    • Band 1: Die Autonomie des philosophischen Bewusstseins - Die Grundlehren der Anthroposophie - Zur vernunftgemässen Verarbeitung der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. 1964
    • Band 2: Versuch einer positiv-apologetischen Erarbeitung anthroposophischer Geisteswissenschaft. Aus der anthroposophischen Bewegung und Gesellschaft. Esoterisches. 1966
    • Band 3: Aus der Sprache der Bewusstseinsseele. Unter Zugrundelegung der „Leitsätze“ Rudolf Steiners. 1971
  • Was ist Anthroposophie? Eine kurze Einführung (Geisteswiss. Vorträge 44), Verlag am Goetheanum, Dornach 1996, ISBN 3-7235-0974-6

Literatur

  • Ronald Templeton: Carl Unger. Der Weg eines Geistesschülers (Pioniere der Anthroposophie 8). Verlag am Goetheanum, Dornach 1990, ISBN 3-7235-0564-3.
  • Renatus Ziegler: Carl Theodor Unger - Biographie, in: Jahrbuch für anthroposophische Kritik 2003, S. 136 -157, (die ungekürzte Originalfassung von Zieglers Arbeit, mit einer Bibliographie der Schriften Carl Ungers mit dem Anspruch auf Vollständigkeit), PDF

Weblinks