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Martin Scherber

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Martin Scherber

Martin Scherber (* 16. Januar 1907 in Nürnberg; † 10. Januar 1974 ebenda) war ein deutscher Komponist und Schöpfer der Metamorphosensinfonik.

In den frühen Morgenstunden des 16. Januar 1907 erblickte der Nürnberger Sinfoniker Martin Scherber das Licht der Welt. Er besuchte die in seiner Nachbarschaft liegende Volksschule. Früh zeigten sich seine Begabungen auf technischem und musikalischem Gebiet. So ging er auf die Oberrealschule. Er entschied sich dann jedoch für die Musik und besuchte ab September 1925 die Staatliche Akademie der Tonkunst in München (heute: Hochschule für Musik und Theater). Dazu erhielt er Stipendien. Gleichzeitig studierte er Philosophie. Hier befasste er sich besonders mit Erkenntnistheorie, d.h. der Verständigung des tätigen Bewusstseins mit sich selbst und seiner Eingliederungsmöglichkeiten in das Weltgeschehen. Beides verschmolz er mit seinem künstlerischen Erleben und gewann dadurch eine sichere Basis für das Erfassen von inneren und äußeren Erfahrungszusammenhängen. Dabei stieß er zuerst auf das Werk von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), dessen umfassende Weltsicht und Art, mit den inneren und äußeren Phänomenen umzugehen, ihn unmittelbar ansprach.

Über seine Goethestudien entdeckte er etwas später die Schriften von Rudolf Steiner (1861-1925), dessen erkenntnistheoretische und spirituelle Hinweise er fortan mit der ihm eigenen Selbständigkeit erprobte. Dadurch gelang es ihm, allmählich an die inneren Quellen der Musik heranzukommen.

Sein Lebensweg setzte sich in Aussig an der Elbe, heute Tschechien, fort. Dort war er am Stadttheater von 1929-33 Korrepetitor, später Kapellmeister und Chorleiter. Danach machte er sich selbständig, leitete Chöre, Ensembles und wirkte, von 1940-46 durch Kriegsdienst und Gefangenschaft unterbrochen, als Privatmusiklehrer und freischaffender Komponist in Nürnberg. Hier entstanden die meisten seiner Werke: Kammermusiken und Chöre a capella oder mit Begleitung, Lieder und Liedzyklen, der Zyklus 'ABC-Stücke für Klavier' (ca. 1935-65) - ein Versuch, die deutschen Sprachlaute 'musikalisch einzufangen', seine Klavierbearbeitungen der Bruckner-Symphonien (3.-9. Symphonie, 1948-50) und die großen Metamorphosensymphonien in den Jahren 1951-55. Auch von ihnen gibt es Klavierauszüge; in diesen Fällen für zwei Klaviere.

Die Anregungen, die ihm durch die Werke von Goethe und Steiner zuflossen, waren einige der Voraussetzungen für Scherbers spätere künstlerische Erkenntniserlebnisse. Die Entdeckung der Metamorphose als ’’‚Wesenselement der Musik’’’ wurde dadurch vorbereitet.

Über Jahrzehnte (1946-74) hinweg leitete er neben dem Unterrichten und Komponieren Kurse und Arbeitskreise zu erkenntnistheoretischen, künstlerischen und sozialen Themen. Er war ein einfühlsamer, humorvoller, sehr aufmerksam hinhörender Gesprächspartner, denn er besaß die seltene Fähigkeit, in den Fragen, Problemen und Idealen seiner Gesprächspartner zu leben. Daraus erwuchsen die Anregungen, die er hier und da geben konnte.

Ein schwerer Unfall setzte diesen Tätigkeiten im Mai 1970 ein Ende. Ein volltrunkener Autofahrer überfuhr Scherber auf einem Spaziergang. Nach schwierigen Operationen und einer achtmonatigen Krankenhauszeit blieb er jahrelang, wegen verbliebener Lähmungen, an den Rollstuhl gefesselt, konnte kaum selbständig gehen und wegen verkrampfter linker Hand (Unfallschock) musikalisch und kompositorisch nicht mehr praktizieren.

Er starb am 10. Januar 1974 in seiner Heimatstadt während heftiger Auseinandersetzungen mit der Versicherung des Unfallfahrers am Versagen der beim Unfall gequetschten Nieren (akute Zuckerkrankheit).