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Goethes Großvater war der Bürgermeister von [[Frankfurt]], sein Vater ein Menschenfeind, der sich den Titel eines kaiserlichen Rates gekauft hatte und sich dem Umbau seines Hauses sowie der Überwachung seiner beiden Kinder Johann Wolfgang und Cornelia widmete. [[Herman Grimm]] bezeugt, dass das heranwachsende Genie seelisch wie eine Art Haustier gehalten und für eine Laufbahn in seiner Vaterstadt vorgesehen wurde. Um die Zeit der Kaiserkrönung von Joseph II. in Frankfurt hatte der Fünfzehnjährige seine erste Liebschaft mit [[Gretchen]], dem Urbild der späteren Dichtungsgestalt. Zu Zwecken der Retusche wurde das Vorbild des verlassenen Mädchens von der Forschung ([[Herman Grimm]] u.a.) auf [[Wikipedia:Friederike Brion|Friederike Brion]] aus Sesenheim bei [[Straßburg]] übertragen. | Goethes Großvater war der Bürgermeister von [[Frankfurt]], sein Vater ein Menschenfeind, der sich den Titel eines kaiserlichen Rates gekauft hatte und sich dem Umbau seines Hauses sowie der Überwachung seiner beiden Kinder Johann Wolfgang und Cornelia widmete. [[Herman Grimm]] bezeugt, dass das heranwachsende Genie seelisch wie eine Art Haustier gehalten und für eine Laufbahn in seiner Vaterstadt vorgesehen wurde. Um die Zeit der Kaiserkrönung von Joseph II. in Frankfurt hatte der Fünfzehnjährige seine erste Liebschaft mit [[Gretchen]], dem Urbild der späteren Dichtungsgestalt. Zu Zwecken der Retusche wurde das Vorbild des verlassenen Mädchens von der Forschung ([[Herman Grimm]] u.a.) auf [[Wikipedia:Friederike Brion|Friederike Brion]] aus Sesenheim bei [[Straßburg]] übertragen. | ||
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Version vom 12. Dezember 2006, 19:29 Uhr
Johann Wolfgang (später: von) Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar; auch Göthe) Dichter, Naturwissenschaftler und Politiker
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Leben und Schaffen
Jugend
Goethes Großvater war der Bürgermeister von Frankfurt, sein Vater ein Menschenfeind, der sich den Titel eines kaiserlichen Rates gekauft hatte und sich dem Umbau seines Hauses sowie der Überwachung seiner beiden Kinder Johann Wolfgang und Cornelia widmete. Herman Grimm bezeugt, dass das heranwachsende Genie seelisch wie eine Art Haustier gehalten und für eine Laufbahn in seiner Vaterstadt vorgesehen wurde. Um die Zeit der Kaiserkrönung von Joseph II. in Frankfurt hatte der Fünfzehnjährige seine erste Liebschaft mit Gretchen, dem Urbild der späteren Dichtungsgestalt. Zu Zwecken der Retusche wurde das Vorbild des verlassenen Mädchens von der Forschung (Herman Grimm u.a.) auf Friederike Brion aus Sesenheim bei Straßburg übertragen.
Goethe studierte 1765 - 1768 in Leipzig offiziell die Rechte, in Wirklichkeit aber Zeichnen und Literatur. Schon von klein auf hatte er Gelegenheitsgedichte von erstaunlicher Glattheit geschaffen, jetzt entstanden in den "Liedern an Annette" - der überhöhten Dichtungsgestalt seiner Geliebten, Käthchen Schönkopf - seine ersten wirklich bedeutenden Werke. Auch befreundet war der vielverlästerte Student in Leipzig mit der Tochter seines Zeichenlehrers Adam Friedrich Oeser, Friederike. Nach dem Schluss seiner Beziehung zu Kätchchen Schönkopf bricht er zusammen und kehrt an seinem 19. Geburtstag zu einer langen Rekonvaleszenz nach Hause zurück. Von dort plant er eine Bildungsreise nach Paris, bleibt aber in Straßburg hängen, wo er den 25-jährigen Johann Gottfried Herder, durch seine "kritischen Wälder" bereits deutschlandweit berühmt, kennenlernt. In Sesenheim am damals noch viel-verschlungenen Rhein liebt er Friederike Brion, eine der Töchter des protestantischen Pfarrers am Ort. Sie wird zum Gegenstand der Sesenheimer Lieder. Auch in "Willkommen und Abschied" wird sie angesprochen:
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh gedacht. Der Abend wiegte schon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht: Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Riese, da, Wo Finsternis aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem Wolkenhügel Sah kläglich aus dem Duft hervor Die Winde schwangen leise Flügel, Umsausten schauerlich mein Ohr; Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, Doch frisch und fröhlich war mein Mut: In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich, und die milde Freude Floss von dem süßen Blick auf mich; Ganz war mein Herz an deiner Seite Und jeder Atemzug für dich. Ein rosenfarbnes Frühlingswetter Umgab das liebliche Gesicht, Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter! Ich hofft es, ich verdient es nicht! Doch ach, schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz: In deinen Küssen welche Wonne! In deinen Augen welcher Schmerz! Ich ging, du standst und sahst zur Erden, Und sahst mir nach mit nassem Blick: Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! Und lieben, Götter, welch ein Glück!
Schon bald musste der Dichter zurück nach Frankfurt, weil sein Vater ihm viel Geld vorgestreckt hatte und endlich sehen wollte, wie der Sohn mit seiner Juristenlaufbahn begann. So kam er auch nach Wetzlar, vorgeblich, um bei den dortigen Behörden ein Praktikum zu machen, in Wirklichkeit aber nur, um herumzulümmeln und seinen Homer und Pindar zu lesen. Hier lernt er Charlotte Buff, die Verlobte des Juristen Johann Christian Kestner, kennen und verliebt sich in sie. Sie erhört ihn nicht und wird dadurch das Vorbild der Lotte im Brief-Roman "Die Leiden des jungen Werthers", der Goethe, zusammen mit einer überarbeiteten Fassung des Ritterdramas "Götz von Berlichingen" ("Leck mich am Arsch!") mit einem Schlag weltberühmt macht.
Goethe kehrt nach Frankfurt zurück, beginnt glänzend, Prozesse zu führen, und verlobt sich im Mai 1775 mit Lili Schönemann, einer 17-jährigen, die in reichen gesellschaftlichen Beziehungen steht und ihren Bräutigam dadurch stark beansprucht. Schon im Oktober löst dieser die Verbindung aber wieder und führt ein Zerwürfnis herbei, durch das die Trennung endgültig wird.
Minister in Weimar
Im November 1775 wird Goethe von dem frischgebackenen Weimarer Herzog Carl August an dessen Hof geholt. Zunächst hat er dort keine offizielle Aufgabe, aber schon bald leitet er die Kriegskommission, wird Direktor des Wegebaus, Leiter der Finanzverwaltung. Kultus wird nicht nur formal sein Metier. Faktisch war Goethe in Weimar Leiter des Kabinetts (Ministerpräsident). Er stand mehr oder weniger gleichrangig neben dem Herzog. In Weimar wurde es üblich, gewohnheitsmäßig zu unterscheiden, ob Goethe am Ort war oder nicht.
1786-1788 macht er eine Reise quer durch Italien, vollendet dort mehrere Werke.
Nach der Rückkehr 1788 findet er in Weimar endlich seine Frau: eine Blumenbinderin, die zu ihm kommt, um Hilfe für ihren schriftstellernden Bruder zu erbitten, Christiane Vulpius. Mit ihr lebt er 18 Jahre in wilder Ehe, bis er sie 1806 heiratet. 1816 stirbt sie.
In Weimar hat Goethe lange Zeit mit Wieland, Schiller und Herder zusammengearbeitet.
Im Alter hat er sich mit einem guten Teil der wirklich bedeutenden Gelehrten und Künstler ganz Deutschlands getroffen oder doch zumindest mit ihnen Briefe ausgetauscht. Mit dem Freiherrn vom Stein ist er im Lahntal gewandert, in Weimar ist er Arthur Schopenhauer bereits in dessen Jugend begegnet und hat die herausragende Bedeutung des Philosophen sofort erfasst.
Goethes literarische Werke wurden seit dem "Götz" und dem "Werther" bei weitem nicht mehr so stürmisch aufgenommen, von vielen hat er nur eine Handvoll verkaufen können. Den "Faust", sein Hauptwerk wie eines der Weltliteratur, hat er komplett erst nach seinem Tode veröffentlichen lassen.
Die Naturwissenschaften
Größere Bedeutung als seinen dichterischen Schöpfungen, auf die er sich, wie er sagte, gar nichts einbildete, maß Goethe seinen naturwissenschaftlichen (u.a. zu Morphologie, Geologie und Farbenlehre) bei. Die Farbenlehre ergänzt die Newtonsche Idee, dass die Farben Einzelteile des Lichtes, nämlich elektromagnetische Strahlung einer bestimmten Wellenlänge seien, die wir als Rot, Grün, Blau usw. wahrnehmen und zusammen als Weiß erfahren, durch ein System, das vom Prisma ausgeht, ohne dieses durch die Wellenlängen zu erklären, und klarstellt, dass rötlich-gelbliche Töne vor unserem Auge aufscheinen, wenn wir durch etwas Trübes ins Helle sehen (wie z.B. beim Sonnenuntergang), bläuliche dagegen, wenn wir durchs Trübe in etwas Dunkleres blicken (z.B. durch die Lufthülle der Erde ins Weltall).
Seine Lehre von der Metamorphose der Pflanze begründet die moderne goetheanistische Natur- und Geisteswissenschaft. Als ein Zeichen steht am Beginn dieser Entwicklung, wie Goethe vor Schiller das Grundmuster der Urpflanze, einen Kreis mit einer keimförmigen Einziehung nach innen, in den Sand zeichnet. Die Pflanze bleibt nach ihm durch alle Stadien ihrer Entwicklung vom Keim über die Knospe, den Spross usw. bis hin zum voll ausgebildeten, erwachsenen Organismus immer die gleiche, behält ihren unverwechselbaren Charakter, und diesen kann man an Einzelheiten der Form nachweisen, die bestehen bleiben, sich abwandeln und ihre Funktion ändern. Goethe hat aber nicht nur dergestalt eine sinnvollere allgemein-wissenschaftliche Herangehensweise ans Lebendige ausgerufen, sondern auch selbst etwas zur Biologie beigesteuert: Er hat den Zwischenkieferknochen beim Menschen (Sutura incisiva Goethei) entdeckt.
Goethes Vorwegnahme der Anthroposophie
Rudolf Steiner ist beim Ausbau der Anthroposophie von Goethe ausgegangen. Dessen Ansicht, es gebe biologische Gesetze, die sich nicht auf chemische oder gar physikalische Regeln zurückführen lassen, hat er, als er die naturwissenschaftlichen Schriften des Toten herausgab, klar hervorgehoben. Er vertiefte seine Einarbeitung in Goethes lebendige Weltsicht durch die Bücher Goethes Weltanschauung und Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. Nur mit ganz eigenen biologischen Gesetzmäßigkeiten kann man sich, wie es vom heutigen, noch stärker technisierten Blickwinkel aus erscheint, zu einem wirklichen "Bewusstsein seines Menschentums" (Anthroposophie im Sinne von Rudolf Steiner) durchringen.
Goethe hat selbst im Alter gesagt: "Sinn und Bedeutung meiner Schriften ist der Triumph des Reinmenschlichen."
Ausgearbeitet hat er diese Anschauung vor allem in "Torquato Tasso" und in seinem Schauspiel in einem Akt "Die Geschwister", in dem eine junge Frau ihren vermeintlichen Bruder liebt und ihr Instinkt sie so lange bei ihm hält, bis er ihr offenbart, dass sie ihn heiraten kann. Aber auch "Faust" ist vom heutigen Standpunkt bereits ein anthroposophisches Weltschauspiel.
Steiners Gedichte und Meditationen sind im Stil von Faust II abgefasst.
Personendaten | |
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NAME | Goethe, Johann Wolfgang von |
ALTERNATIVNAMEN | |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dichter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann |
GEBURTSDATUM | 28. August 1749 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 22. März 1832 |
STERBEORT | Weimar |