Unsere alten Seiten bleiben vorerst hier online, werden aber nicht mehr gepflegt! Das neue AnthroWiki finden Sie wie gewohnt unter anthrowiki.at. |
Eine freie Initiative von Menschen bei anthro.wiki, anthro.world und biodyn.wiki mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
![]() |
Johann Wolfgang von Goethe: Unterschied zwischen den Versionen
(Links bearbeitet) |
(An meinem Rechner habe ich keine Möglichkeit, den senkrechten Strich einzufügen. Deshalb wird es zunächst ein paar sinnlose Links geben.) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:scherenschnitt_goethe.jpg|thumb|right|225px|Johann Wolfgang Goethe]] | [[Bild:scherenschnitt_goethe.jpg|thumb|right|225px|Johann Wolfgang Goethe]] | ||
− | '''Johann Wolfgang''' (später: '''von''') '''Goethe''' (* [[Wikipedia:28. August|28. August]] [[Wikipedia:1749|1749]] in [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]]; † [[Wikipedia:22. März|22. März]] [[Wikipedia:1832|1832]] in [[Wikipedia:Weimar|Weimar]]; auch ''Göthe'') | + | '''Johann Wolfgang''' (später: '''von''') '''Goethe''' (* [[Wikipedia:28. August|28. August]] [[Wikipedia:1749|1749]] in [[Wikipedia:Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]]; † [[Wikipedia:22. März|22. März]] [[Wikipedia:1832|1832]] in [[Wikipedia:Weimar|Weimar]]; auch ''Göthe'') Dichter, Naturwissenschaftler und Politiker |
+ | |||
+ | == Leben und Schaffen == | ||
+ | |||
+ | Goethes Großvater war der Bürgermeister von [[Frankfurt]], sein Vater ein Menschenfeind, der sich den Titel eines kaiserlichen Rates gekauft hatte und sich dem Umbau seines Hauses sowie der Überwachung seiner beiden Kinder Johann Wolfgang und Cornelia widmete. [[Herman Grimm]] bezeugt, dass das heranwachsende Genie seelisch wie eine Art Haustier gehalten und für eine Laufbahn in seiner Vaterstadt vorgesehen wurde. Um die Zeit der Kaiserkrönung von Joseph II. in Frankfurt hatte der Fünfzehnjährige seine erste Liebschaft mit [[Gretchen]], dem Urbild der späteren Dichtungsgestalt. Zu Zwecken der Retusche wurde das Vorbild des verlassenen Mädchens von der Forschung ([[Herman Grimm]] u.a.) auf [[Friederike Brion]] aus Sesenheim bei [[Straßburg]] übertragen. | ||
+ | |||
+ | Goethe studierte [[1765]] - [[1768]] in [[Leipzig]] offiziell die Rechte, in Wirklichkeit aber Zeichnen und Literatur. Schon von klein auf hatte er Gelegenheitsgedichte von erstaunlicher Glattheit geschaffen, jetzt entstanden in den "Liedern an Annette" - der überhöhten Dichtungsgestalt seiner Geliebten, Käthchen Schönkopf - seine ersten wirklich bedeutenden Werke. Auch befreundet war der vielverlästerte Student in Leipzig mit der Tochter seines Zeichenlehrers Adam Friedrich Oeser, Friederike. Nach dem Schluss seiner Beziehung zu Kätchchen Schönkopf bricht er zusammen und kehrt an seinem 19. Geburtstag zu einer langen Rekonvaleszenz nach Hause zurück. Von dort plant er eine Bildungsreise nach Paris zu machen, bleibt aber in Straßburg hängen, wo er den 25-jährigen [[Johann Gottfried Herder]], durch seine "kritischen Wälder" bereits eine Deutschland-weite Berühmtheit, kennenlernt. In Sesenheim am damals noch viel-verschlungenen Rhein liebt er Friederike Brion, eine der Töchter des dortigen protestantischen Pfarrers. Sie wird zum Gegenstand der Sesenheimer Lieder. Auch in "Willkommen und Abschied" wird sie angesprochen: | ||
+ | |||
+ | Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! | ||
+ | Es war getan fast eh gedacht. | ||
+ | Der Abend wiegte schon die Erde, | ||
+ | Und an den Bergen hing die Nacht: | ||
+ | Schon stand im Nebelkleid die Eiche, | ||
+ | Ein aufgetürmter Riese, da, | ||
+ | Wo Finsternis aus dem Gesträuche | ||
+ | Mit hundert schwarzen Augen sah. | ||
+ | |||
+ | Der Mond von einem Wolkenhügel | ||
+ | Sah kläglich aus dem Duft hervor | ||
+ | Die Winde schwangen leise Flügel, | ||
+ | Umsausten schauerlich mein Ohr; | ||
+ | Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, | ||
+ | Doch frisch und fröhlich war mein Mut: | ||
+ | In meinen Adern welches Feuer! | ||
+ | In meinem Herzen welche Glut! | ||
+ | |||
+ | Dich sah ich, und die milde Freude | ||
+ | Floß von dem süßen Blick auf mich; | ||
+ | Ganz war mein Herz an deiner Seite | ||
+ | Und jeder Atemzug für dich. | ||
+ | Ein rosenfarbnes Frühlingswetter | ||
+ | Umgab das liebliche Gesicht, | ||
+ | Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter! | ||
+ | Ich hofft es, ich verdient es nicht! | ||
+ | |||
+ | Doch ach, schon mit der Morgensonne | ||
+ | Verengt der Abschied mir das Herz: | ||
+ | In deinen Küssen welche Wonne! | ||
+ | In deinem Auge welcher Schmerz! | ||
+ | Ich ging, du standst und sahst zur Erden, | ||
+ | Und sahst mir nach mit nassem Blick: | ||
+ | Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! | ||
+ | Und lieben, Götter, welch ein Glück! | ||
+ | |||
+ | Schon bald musste der Dichter zurück nach Frankfurt, weil sein Vater ihm viel Geld vorgestreckt hatte und endlich sehen wollte, wie sein Sohn mit seiner Juristenlaufbahn begann. So kam er auch nach Wetzlar, vorgeblich, um bei den dortigen Behörden ein Praktikum zu machen, in Wirklichkeit aber nur, um herumzulümmeln und seinen Homer und Pindar zu studieren. Er lernt [[Charlotte Buff]], die Verlobte von Johann Christian Kestner, kennen und verliebt sich in sie. Sie erhört ihn nicht, wird aber das Vorbild der Lotte in dem Brief-Roman "Die Leiden des jungen Werthers", der Goethe, zusammen mit einer überarbeiteten Fassung des Ritterdramas "Götz von Berlichingen" ("Leck mich am Arsch!") mit einem Schlag weltberühmt macht. | ||
+ | |||
+ | Goethe kehrt nach Frankfurt zurück, beginnt glänzend, Prozesse zu führen, und verlobt sich im Mai [[1775]] mit [[Lili Schönemann]], einer 17-jährigen, die in reichen gesellschaftlichen Beziehungen steht und ihren Bräutigam dadurch stark beansprucht. Schon im Oktober löst Goethe die Verbindung und führt ein Zerwürfnis herbei, durch das sie endgültig wird. | ||
== Goethes Vorwegnahme der Anthroposophie == | == Goethes Vorwegnahme der Anthroposophie == | ||
Zeile 19: | Zeile 65: | ||
[[Kategorie:Literatur (19. Jh.)|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Literatur (19. Jh.)|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
[[Kategorie:Sturm und Drang (Literatur)|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Sturm und Drang (Literatur)|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
− | [[Kategorie:Weimarer Klassik | + | [[Kategorie:Weimarer Klassik|Goethe, Johann Wolfgang von]] |
[[Kategorie:Drama|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Drama|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
[[Kategorie:Lyrik|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Lyrik|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
− | |||
− | |||
[[Kategorie:Illuminat|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Illuminat|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
− | [[Kategorie:Freimaurer | + | [[Kategorie:Freimaurer|Goethe, Johann Wolfgang von]] |
− | + | ||
− | + | ||
[[Kategorie:Universalgelehrter|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Universalgelehrter|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
− | + | [[Kategorie:Politiker|Goethe, Johann Wolfgang von]] | |
− | [[Kategorie:Politiker | + | |
− | + | ||
[[Kategorie:Botaniker|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Botaniker|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
− | |||
− | |||
[[Kategorie:Mann|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Mann|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
[[Kategorie:Deutscher|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Deutscher|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
[[Kategorie:Geboren 1749|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Geboren 1749|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
[[Kategorie:Gestorben 1832|Goethe, Johann Wolfgang von]] | [[Kategorie:Gestorben 1832|Goethe, Johann Wolfgang von]] | ||
− | |||
{{Personendaten| | {{Personendaten| |
Version vom 11. Dezember 2006, 15:01 Uhr
Johann Wolfgang (später: von) Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar; auch Göthe) Dichter, Naturwissenschaftler und Politiker
Leben und Schaffen
Goethes Großvater war der Bürgermeister von Frankfurt, sein Vater ein Menschenfeind, der sich den Titel eines kaiserlichen Rates gekauft hatte und sich dem Umbau seines Hauses sowie der Überwachung seiner beiden Kinder Johann Wolfgang und Cornelia widmete. Herman Grimm bezeugt, dass das heranwachsende Genie seelisch wie eine Art Haustier gehalten und für eine Laufbahn in seiner Vaterstadt vorgesehen wurde. Um die Zeit der Kaiserkrönung von Joseph II. in Frankfurt hatte der Fünfzehnjährige seine erste Liebschaft mit Gretchen, dem Urbild der späteren Dichtungsgestalt. Zu Zwecken der Retusche wurde das Vorbild des verlassenen Mädchens von der Forschung (Herman Grimm u.a.) auf Friederike Brion aus Sesenheim bei Straßburg übertragen.
Goethe studierte 1765 - 1768 in Leipzig offiziell die Rechte, in Wirklichkeit aber Zeichnen und Literatur. Schon von klein auf hatte er Gelegenheitsgedichte von erstaunlicher Glattheit geschaffen, jetzt entstanden in den "Liedern an Annette" - der überhöhten Dichtungsgestalt seiner Geliebten, Käthchen Schönkopf - seine ersten wirklich bedeutenden Werke. Auch befreundet war der vielverlästerte Student in Leipzig mit der Tochter seines Zeichenlehrers Adam Friedrich Oeser, Friederike. Nach dem Schluss seiner Beziehung zu Kätchchen Schönkopf bricht er zusammen und kehrt an seinem 19. Geburtstag zu einer langen Rekonvaleszenz nach Hause zurück. Von dort plant er eine Bildungsreise nach Paris zu machen, bleibt aber in Straßburg hängen, wo er den 25-jährigen Johann Gottfried Herder, durch seine "kritischen Wälder" bereits eine Deutschland-weite Berühmtheit, kennenlernt. In Sesenheim am damals noch viel-verschlungenen Rhein liebt er Friederike Brion, eine der Töchter des dortigen protestantischen Pfarrers. Sie wird zum Gegenstand der Sesenheimer Lieder. Auch in "Willkommen und Abschied" wird sie angesprochen:
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh gedacht. Der Abend wiegte schon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht: Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Riese, da, Wo Finsternis aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzen Augen sah. Der Mond von einem Wolkenhügel Sah kläglich aus dem Duft hervor Die Winde schwangen leise Flügel, Umsausten schauerlich mein Ohr; Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, Doch frisch und fröhlich war mein Mut: In meinen Adern welches Feuer! In meinem Herzen welche Glut! Dich sah ich, und die milde Freude Floß von dem süßen Blick auf mich; Ganz war mein Herz an deiner Seite Und jeder Atemzug für dich. Ein rosenfarbnes Frühlingswetter Umgab das liebliche Gesicht, Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter! Ich hofft es, ich verdient es nicht! Doch ach, schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz: In deinen Küssen welche Wonne! In deinem Auge welcher Schmerz! Ich ging, du standst und sahst zur Erden, Und sahst mir nach mit nassem Blick: Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! Und lieben, Götter, welch ein Glück!
Schon bald musste der Dichter zurück nach Frankfurt, weil sein Vater ihm viel Geld vorgestreckt hatte und endlich sehen wollte, wie sein Sohn mit seiner Juristenlaufbahn begann. So kam er auch nach Wetzlar, vorgeblich, um bei den dortigen Behörden ein Praktikum zu machen, in Wirklichkeit aber nur, um herumzulümmeln und seinen Homer und Pindar zu studieren. Er lernt Charlotte Buff, die Verlobte von Johann Christian Kestner, kennen und verliebt sich in sie. Sie erhört ihn nicht, wird aber das Vorbild der Lotte in dem Brief-Roman "Die Leiden des jungen Werthers", der Goethe, zusammen mit einer überarbeiteten Fassung des Ritterdramas "Götz von Berlichingen" ("Leck mich am Arsch!") mit einem Schlag weltberühmt macht.
Goethe kehrt nach Frankfurt zurück, beginnt glänzend, Prozesse zu führen, und verlobt sich im Mai 1775 mit Lili Schönemann, einer 17-jährigen, die in reichen gesellschaftlichen Beziehungen steht und ihren Bräutigam dadurch stark beansprucht. Schon im Oktober löst Goethe die Verbindung und führt ein Zerwürfnis herbei, durch das sie endgültig wird.
Goethes Vorwegnahme der Anthroposophie
Rudolf Steiner ist beim Ausbau der Anthroposophie von Goethe ausgegangen. Dessen Ansicht, es gebe biologische Gesetze, die sich nicht auf chemische oder gar physikalische Regeln zurückführen lassen, hat er, als er die naturwissenschaftlichen Schriften des Toten herausgab, klar hervorgehoben. Er vertiefte seine Einarbeitung in Goethes lebendige Weltsicht durch die Bücher Goethes Weltanschauung und Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung. Nur mit ganz eigenen biologischen Gesetzmäßigkeiten kann man sich, wie es vom heutigen, noch stärker technisierten Blickwinkel aus erscheint, zu einem wirklichen "Bewusstsein seines Menschentums" (Anthroposophie im Sinne von Rudolf Steiner) durchringen.
Goethe hat selbst im Alter gesagt: "Sinn und Bedeutung meiner Schriften ist der Triumph des Reinmenschlichen."
Ausgearbeitet hat er diese Anschauung vor allem in "Torquato Tasso" und in seinem Schauspiel in einem Akt "Die Geschwister", in dem eine junge Frau ihren vermeintlichen Bruder liebt und ihr Instinkt sie so lange bei ihm hält, bis er ihr offenbart, dass sie ihn heiraten kann. Aber auch "Faust" ist vom heutigen Standpunkt bereits ein anthroposophisches Weltschauspiel.
Steiners Gedichte und Meditationen sind im Stil von Faust II abgefasst.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Goethe, Johann Wolfgang von |
ALTERNATIVNAMEN | |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dichter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann |
GEBURTSDATUM | 28. August 1749 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 22. März 1832 |
STERBEORT | Weimar |