Unsere alten Seiten bleiben vorerst hier online, werden aber nicht mehr gepflegt! Das neue AnthroWiki finden Sie wie gewohnt unter anthrowiki.at. |
Eine freie Initiative von Menschen bei anthro.wiki, anthro.world und biodyn.wiki mit online Lesekreisen, Übungsgruppen, Vorträgen ... |
![]() |
Oberschenkel: Unterschied zwischen den Versionen
(→Siehe auch) |
(→Weblinks) |
||
(26 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:thigh cut.png|mini|hochkant=1.3|Querschnitt durch den Oberschenkel]] | [[Datei:thigh cut.png|mini|hochkant=1.3|Querschnitt durch den Oberschenkel]] | ||
− | Der '''Oberschenkel''' ({{laS|''Femur''}}) ist der Teil des [[Wikipedia:Untere Extremität|Beines]] beziehungsweise der Hintergliedmaße zwischen [[Wikipedia:Leistenregion|Leiste]] und [[Wikipedia:Kniegelenk|Knie]] bzw. zwischen [[ | + | Der '''Oberschenkel''' ({{laS|''Femur''}}) ist der Teil des [[Wikipedia:Untere Extremität|Beines]] beziehungsweise der Hintergliedmaße zwischen [[Wikipedia:Leistenregion|Leiste]] und [[Wikipedia:Kniegelenk|Knie]] bzw. zwischen [[Gesäß]] und [[Unterschenkel]]. |
== Knochen == | == Knochen == | ||
− | Der Oberschenkel wird durch den [[Oberschenkelknochen]] (''Os femoris'' oder kurz ''Femur'') gestützt. Dieser ist im Inneren von feinen schwammartigen Knochenbälkchen ([[Substantia spongiosa|Spongiosa]]) ausgefüllt, die entlang der mechanischen Belastungslinien (trajektorellen Linien) ausgerichtet sind. Sie ermöglichen eine sehr hohe Stabilität bei möglichst geringem Materialverbrauch bzw. Gewicht. Ferner werden die Zwischenräume zusätzlich von [[Knochenmark]] ausgefüllt und dienen somit zur [[Blut]]bildung. Das Knochenmark wird im Alter teilweise durch [[Fettgewebe]] ersetzt. | + | Der Oberschenkel wird durch den [[Oberschenkelknochen]] (''Os femoris'' oder kurz ''Femur'') gestützt. Dieser ist im Inneren von feinen schwammartigen Knochenbälkchen ([[Wikipedia:Substantia spongiosa|Spongiosa]]) ausgefüllt, die entlang der mechanischen Belastungslinien (trajektorellen Linien) ausgerichtet sind. Sie ermöglichen eine sehr hohe Stabilität bei möglichst geringem Materialverbrauch bzw. Gewicht. Ferner werden die Zwischenräume zusätzlich von [[Knochenmark]] ausgefüllt und dienen somit zur [[Blut]]bildung. Das Knochenmark wird im Alter teilweise durch [[Fettgewebe]] ersetzt. |
− | Bemerkenswert ist die [[Anatomie|anatomische]] Stellung des Oberschenkelknochens beim aufrechten Gang: Aufgrund der Sonderform des Hüftgelenkes (s. u.) steht der Oberschenkelknochen im [[Standbein]] schief, wodurch das Körpergewicht nicht durch die Mitte des Knochens projiziert, in welcher Stellung er stabil wäre. Durch die Schiefstellung des Knochens erfährt der Knochenschaft (''Corpus'') eine hohe Biegespannung nach außen und droht zu [[Knochenbruch|brechen]]. Dies wird durch eine Zuggurtung auf den Schaft verhindert. Diese Zuggurtung erfolgt seitlich durch eine breite Sehnenplatte (''[[Aponeurose]]'') an der seitlichen (''[[Lage- und Richtungsbezeichnungen|lateralen]]'') Oberschenkelseite, die eine Verstärkung der Oberschenkelbinde (''[[Faszie]]'') (''Fascia lata'') darstellt (''[[Tractus iliotibialis]]'') und von der Mitte her (''medial'') von den Heranführern, vor allem dem großen Heranführer (''[[Musculus adductor magnus]]''). Dies lässt sich besonders anschaulich bei Menschen mit erhöhter Belastung auf den Oberschenkelknochen (z. B. [[Sprint]]er oder Gewichtheber) anhand der [[Hypertrophie]] des Schenkelbindenspanners (''[[Musculus tensor fasciae latae]]''), der die Sehnenplatte spannt, verdeutlichen. | + | Bemerkenswert ist die [[Anatomie|anatomische]] Stellung des Oberschenkelknochens beim aufrechten Gang: Aufgrund der Sonderform des Hüftgelenkes (s. u.) steht der Oberschenkelknochen im [[Wikipedia:Standbein|Standbein]] schief, wodurch das Körpergewicht nicht durch die Mitte des Knochens projiziert, in welcher Stellung er stabil wäre. Durch die Schiefstellung des Knochens erfährt der Knochenschaft (''Corpus'') eine hohe Biegespannung nach außen und droht zu [[Knochenbruch|brechen]]. Dies wird durch eine Zuggurtung auf den Schaft verhindert. Diese Zuggurtung erfolgt seitlich durch eine breite Sehnenplatte (''[[Wikipedia:Aponeurose|Aponeurose]]'') an der seitlichen (''[[Wikipedia:Lage- und Richtungsbezeichnungen|lateralen]]'') Oberschenkelseite, die eine Verstärkung der Oberschenkelbinde (''[[Faszie]]'') (''Fascia lata'') darstellt (''[[Wikipedia:Tractus iliotibialis|Tractus iliotibialis]]'') und von der Mitte her (''medial'') von den Heranführern, vor allem dem großen Heranführer (''[[Wikipedia:Musculus adductor magnus|Musculus adductor magnus]]''). Dies lässt sich besonders anschaulich bei Menschen mit erhöhter Belastung auf den Oberschenkelknochen (z. B. [[Wikipedia:Sprint|Sprint]]er oder Gewichtheber) anhand der [[Wikipedia:Hypertrophie|Hypertrophie]] des Schenkelbindenspanners (''[[Wikipedia:Musculus tensor fasciae latae|Musculus tensor fasciae latae]]''), der die Sehnenplatte spannt, verdeutlichen. |
== Angrenzende Gelenke == | == Angrenzende Gelenke == | ||
− | Das [[Gelenk]] zwischen Hüfte und Oberschenkel ([[Hüftgelenk]], ''Articulatio coxae'') ist ein [[Nussgelenk]], eine Sonderform eines [[Kugelgelenk]]es, bei der der Gelenkkopf über seinen Äquator hinaus in der Gelenkpfanne liegt. Die gelenkbildenden Knochen sind der Kopf des Oberschenkelknochens (''Caput ossis femoris'') und die Gelenkpfanne des [[Becken (Anatomie)|Beckens]] (''[[Acetabulum (Anatomie)|Acetabulum]]''). | + | Das [[Gelenk]] zwischen Hüfte und Oberschenkel ([[Hüftgelenk]], ''Articulatio coxae'') ist ein [[Wikipedia:Nussgelenk|Nussgelenk]], eine Sonderform eines [[Kugelgelenk]]es, bei der der Gelenkkopf über seinen Äquator hinaus in der Gelenkpfanne liegt. Die gelenkbildenden Knochen sind der Kopf des Oberschenkelknochens (''Caput ossis femoris'') und die Gelenkpfanne des [[Becken (Anatomie)|Beckens]] (''[[Wikipedia:Acetabulum (Anatomie)|Acetabulum]]''). |
− | Bei dem Gelenk zwischen [[Unterschenkel]] und Oberschenkel ([[Kniegelenk]], ''Articulatio genus'') handelt es sich um ein | + | Bei dem Gelenk zwischen [[Unterschenkel]] und Oberschenkel ([[Kniegelenk]], ''Articulatio genus'') handelt es sich um ein bikondyläres Gelenk, die Gelenkflächen sind die Gelenkknorren (''[[Wikipedia:Kondylus|Kondylen]]'') des Oberschenkelknochens und des [[Schienbein]]es (''Tibia''). In diesem Gelenk sind zusätzlich zu reiner Beugung (''[[Wikipedia:Flexion (Medizin)|Flexion]]'') und Streckung (''[[Wikipedia:Extension (Medizin)|Extension]]'') noch Drehbewegungen (''[[Wikipedia:Rotation (Medizin)|Rotationen]]''), z. B. bei der [[Wikipedia:Schlussrotation|Schlussrotation]] der Kniestreckung, sowie Verschiebungen ([[Wikipedia:Translation (Physik)|Translationen]]) nach vorne und hinten möglich. Die Beugung des Kniegelenkes ist somit eine kombinierte Roll- (''Athro-'') und Gleitbewegung (''Osteokinematik'') der Oberschenkelknorren auf dem Schienbeinplateau. |
== Muskulatur == | == Muskulatur == | ||
− | Der Oberschenkelknochen dient einer ganzen Reihe von [[Muskel]]n als [[Ursprung und Ansatz|Ursprungs- und Ansatzpunkt]], z. B. der äußeren | + | Der Oberschenkelknochen dient einer ganzen Reihe von [[Muskel]]n als [[Wikipedia:Ursprung und Ansatz|Ursprung und Ansatz|Ursprungs- und Ansatzpunkt]], z. B. der äußeren Hüftmuskulatur und der Unterschenkelmuskulatur. Die eigentliche fleischige Masse des Oberschenkels bildet jedoch die Oberschenkelmuskulatur, die in drei Gruppen eingeteilt werden kann: |
− | * Die Strecker ('' | + | * Die Strecker (''Extensoren'') bilden die vordere Oberschenkelmuskulatur, |
− | * die Beuger ('' | + | * die Beuger (''Flexoren'') bilden die hintere Oberschenkelmuskulatur (Ischiokruralmuskulatur) und |
− | * die Heranführer ('' | + | * die Heranführer (''Adduktoren'') bilden die innere Oberschenkelmuskulatur. |
{| class="wikitable center" | {| class="wikitable center" | ||
Zeile 33: | Zeile 33: | ||
| [[Musculus quadriceps femoris]] | | [[Musculus quadriceps femoris]] | ||
| [[Musculus biceps femoris]] | | [[Musculus biceps femoris]] | ||
− | | [[Musculus pectineus]] | + | | [[Wikipedia:Musculus pectineus|Musculus pectineus]] |
|- | |- | ||
− | | [[Musculus sartorius]] | + | | [[Wikipedia:Musculus sartorius|Musculus sartorius]] |
− | | [[Musculus semitendinosus]] | + | | [[Wikipedia:Musculus semitendinosus|Musculus semitendinosus]] |
− | | [[Musculus adductor longus]] | + | | [[Wikipedia:Musculus adductor longus|Musculus adductor longus]] |
|- | |- | ||
| | | | ||
− | | [[Musculus semimembranosus]] | + | | [[Wikipedia:Musculus semimembranosus|Musculus semimembranosus]] |
− | | [[Musculus adductor brevis]] | + | | [[Wikipedia:Musculus adductor brevis|Musculus adductor brevis]] |
|- | |- | ||
| | | | ||
| | | | ||
− | | [[Musculus adductor magnus]] | + | | [[Wikipedia:Musculus adductor magnus|Musculus adductor magnus]] |
|- | |- | ||
| | | | ||
| | | | ||
− | | [[Musculus gracilis]] | + | | [[Wikipedia:Musculus gracilis|Musculus gracilis]] |
|} | |} | ||
− | == | + | == Zu weiteren Themen, wie Arterien, Venen und Neven siehe auch == |
− | + | * {{WikipediaDE|Oberschenkel}} | |
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
− | + | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
Zeile 106: | Zeile 64: | ||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4128504-9}} | {{Normdaten|TYP=s|GND=4128504-9}} | ||
− | [[Kategorie: | + | [[Kategorie:Bein]] |
− | [[Kategorie: | + | [[Kategorie:Die zwölf Körperteile|I]] |
− | + | ||
{{Wikipedia}} | {{Wikipedia}} |
Aktuelle Version vom 23. Mai 2018, 10:21 Uhr
Der Oberschenkel (lat. Femur) ist der Teil des Beines beziehungsweise der Hintergliedmaße zwischen Leiste und Knie bzw. zwischen Gesäß und Unterschenkel.
Inhaltsverzeichnis
[Verbergen]Knochen
Der Oberschenkel wird durch den Oberschenkelknochen (Os femoris oder kurz Femur) gestützt. Dieser ist im Inneren von feinen schwammartigen Knochenbälkchen (Spongiosa) ausgefüllt, die entlang der mechanischen Belastungslinien (trajektorellen Linien) ausgerichtet sind. Sie ermöglichen eine sehr hohe Stabilität bei möglichst geringem Materialverbrauch bzw. Gewicht. Ferner werden die Zwischenräume zusätzlich von Knochenmark ausgefüllt und dienen somit zur Blutbildung. Das Knochenmark wird im Alter teilweise durch Fettgewebe ersetzt.
Bemerkenswert ist die anatomische Stellung des Oberschenkelknochens beim aufrechten Gang: Aufgrund der Sonderform des Hüftgelenkes (s. u.) steht der Oberschenkelknochen im Standbein schief, wodurch das Körpergewicht nicht durch die Mitte des Knochens projiziert, in welcher Stellung er stabil wäre. Durch die Schiefstellung des Knochens erfährt der Knochenschaft (Corpus) eine hohe Biegespannung nach außen und droht zu brechen. Dies wird durch eine Zuggurtung auf den Schaft verhindert. Diese Zuggurtung erfolgt seitlich durch eine breite Sehnenplatte (Aponeurose) an der seitlichen (lateralen) Oberschenkelseite, die eine Verstärkung der Oberschenkelbinde (Faszie) (Fascia lata) darstellt (Tractus iliotibialis) und von der Mitte her (medial) von den Heranführern, vor allem dem großen Heranführer (Musculus adductor magnus). Dies lässt sich besonders anschaulich bei Menschen mit erhöhter Belastung auf den Oberschenkelknochen (z. B. Sprinter oder Gewichtheber) anhand der Hypertrophie des Schenkelbindenspanners (Musculus tensor fasciae latae), der die Sehnenplatte spannt, verdeutlichen.
Angrenzende Gelenke
Das Gelenk zwischen Hüfte und Oberschenkel (Hüftgelenk, Articulatio coxae) ist ein Nussgelenk, eine Sonderform eines Kugelgelenkes, bei der der Gelenkkopf über seinen Äquator hinaus in der Gelenkpfanne liegt. Die gelenkbildenden Knochen sind der Kopf des Oberschenkelknochens (Caput ossis femoris) und die Gelenkpfanne des Beckens (Acetabulum).
Bei dem Gelenk zwischen Unterschenkel und Oberschenkel (Kniegelenk, Articulatio genus) handelt es sich um ein bikondyläres Gelenk, die Gelenkflächen sind die Gelenkknorren (Kondylen) des Oberschenkelknochens und des Schienbeines (Tibia). In diesem Gelenk sind zusätzlich zu reiner Beugung (Flexion) und Streckung (Extension) noch Drehbewegungen (Rotationen), z. B. bei der Schlussrotation der Kniestreckung, sowie Verschiebungen (Translationen) nach vorne und hinten möglich. Die Beugung des Kniegelenkes ist somit eine kombinierte Roll- (Athro-) und Gleitbewegung (Osteokinematik) der Oberschenkelknorren auf dem Schienbeinplateau.
Muskulatur
Der Oberschenkelknochen dient einer ganzen Reihe von Muskeln als Ursprung und Ansatz|Ursprungs- und Ansatzpunkt, z. B. der äußeren Hüftmuskulatur und der Unterschenkelmuskulatur. Die eigentliche fleischige Masse des Oberschenkels bildet jedoch die Oberschenkelmuskulatur, die in drei Gruppen eingeteilt werden kann:
- Die Strecker (Extensoren) bilden die vordere Oberschenkelmuskulatur,
- die Beuger (Flexoren) bilden die hintere Oberschenkelmuskulatur (Ischiokruralmuskulatur) und
- die Heranführer (Adduktoren) bilden die innere Oberschenkelmuskulatur.
Oberschenkelmuskulatur (rechts) | ||
---|---|---|
vordere Oberschenkelmuskulatur | hintere Oberschenkelmuskulatur | innere Oberschenkelmuskulatur |
Musculus quadriceps femoris | Musculus biceps femoris | Musculus pectineus |
Musculus sartorius | Musculus semitendinosus | Musculus adductor longus |
Musculus semimembranosus | Musculus adductor brevis | |
Musculus adductor magnus | ||
Musculus gracilis |
Zu weiteren Themen, wie Arterien, Venen und Neven siehe auch
- Oberschenkel - Artikel in der deutschen Wikipedia
Siehe auch
- Oberschenkel - Artikel in der deutschen Wikipedia
Weblinks


Dieser Artikel basiert (teilweise) auf dem Artikel Oberschenkel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons Attribution/Share Alike. In Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |